Peter und Torben haben es wirklich nicht leicht. Die von Heinz Strunk und Marc Hosemann verkörperten Mitfünfziger in der neuen Prime Video Comedy-Serie "Last Exit Schinkenstraße" spielen als Saxophonist und Trompeter in der Tanzband Boarding Time. Doch weil es nicht so läuft und die beiden auch nicht gerade motiviert zu sein scheinen, werden sie nach einem Auftritt beim Rohwurstforum einfach aus der Band geworfen. Aus der Not heraus entsteht dann bei einer gemeinsamen Jam-Session die Idee, einfach nach Mallorca zu gehen, um dort am Ballermann erfolgreich zu werden. 

Das ist das Grundgerüst, das hinter "Last Exit Schinkenstraße" steht. Natürlich müssen Peter und Torben auf ihrem Weg an die Ballermann-Spitze noch zahlreiche Hindernisse überwinden. Das Konzept böte eigentlich genügend Möglichkeiten, um diesen Weg witzig darzustellen. Nur leider sind die Macherinnen und Macher von i&u TV und Odeon Fiction (Produzenten: Nina Etspüler und Pierre Uebelhack) an gleich mehreren Stellen falsch abgebogen. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass keine der beiden Produktionsfirmen mit der Serie auf ihrer Seite wirbt. 

Platter geht's kaum

Es gibt zwei wesentliche Probleme: Der für die Drehbücher verantwortliche Heinz Strunk hat eine so platte Geschichte geschrieben, dass sie die einfache und manchmal auch etwas platte Mallorca-Party-Welt noch unterbietet. Hinzu kommt, dass Strunk und Hosemann ihre Rollen nicht authentisch rüberbringen. Spätestens dann, wenn man merkt, dass Mickie Krause problemlos an ihrer Seite einen der Hauptcharaktere spielen könnte, ohne dabei aufzufallen, sollten alle Alarmglocken schrillen. 

Die platten Bücher reichen von diversen Dialogen und Aussagen ("Timing ist alles, nur keine Stadt in China", "Herzlichen Glühstrumpf", "Ihr könnt nicht allen gefallen, ihr seid ja kein Nutella-Glas") bis hin zu den Familienmitgliedern von Torben, die in schöner Wollny-Manier Casey und Cathleen heißen - und von Mutter Ilona (Bettina Stucky) auch immer so gerufen werden. Das hat man vorher schon tausend Mal gehört - und bei jedem Mal wurde es ein bisschen unlustiger. "Deswegen schmeckt das so scheiße", sagt Torben, als er denkt er kaue ein Kaugummi, aber sodann ein Brillenputztuch aus seinem Mund zieht. 

Das beste sind die Malle-Songs

Der Plot ist durch die eindimensionalen Figuren zudem leider sehr vorhersehbar. Die beiden Möchtegern-Produzenten eines Malle-Clubs wirken auf den ersten Blick wie Provinzganoven, die auch jeder durchschnittliche "Rosenheim-Cops"-Zuschauer schnell entlarven würde. Und ja, Mallorca und speziell die Party-Szene sind sicherlich ein hartes Pflaster. Aber so dumm und naiv wie in der Serie gezeigt stellt sich vermutlich niemand an. Nicht Mickie Krause als Song-klauender Party-Sänger und auch nicht die Club-Besitzer als vermeintliche Königsmacher mit ganz eigenen Zielen. 

Wenige Ausnahmen lassen das Potenzial von "Last Exit Schinkenstraße" erkennen: "Tarek Abou-Chaker und seine Freundin Eva Braun", entfährt es Torben irgendwann, als es um die beiden Club-Besitzer geht. Da haben die beiden Umschriebenen aber längst die Kunstfigur Pierre Panade geschaffen, mit der Peter für Stimmung sorgen soll. Das beste an der Comedy-Serie sind zweifelsfrei die Malle-Songs, die Heinz Strunk extra dafür geschrieben hat. "Breit in 100 Sekunden", "Du sollst nicht lecken, bevor es tropft", "Liebesdöner" oder auch "Alarmstufe Rahmstufe" und "Sprichst du Emoji" sind echte Ohrwürmer, die Pierre Panade so oder so ähnlich sicherlich auch im Megapark oder im Bierkönig aufführen könnte. Vielleicht könnte das auch für Heinz Strunk ein neues Standbein werden. Das Talent, um sinnlose Malle-Songs mit ordentlich Wumms zu produzieren, hat er jedenfalls - das kann und muss man neidlos anerkennen. 

Und trotzdem können es die wenig wirklich witzigen Dialoge und die stramm auf Malle-Niveau produzierten Songs ebenso wenig herausreißen wie die zahlreichen Gaststars, die man engagieren konnte. Neben Charly Hübner sind auch Katharina Wackernagel, Bjarne Mädel, Olli Schulz und HP Baxxter mehr oder weniger regelmäßig in "Last Exit Schinkenstraße" zu sehen. (Und auch hier übrigens in sehr schwankender Qualität. Aber ja, in diese Serie passt dann eben auch der Scooter-Frontmann wie die Faust aufs Auge).

In diesem Sinne: Wir sagen danke schön (für die tollen Songs und 40 Jahre die Flippers). I love Malle, aber dann lieber dicht im Flieger und nicht vor dem Bildschirm.

"Last Exit Schinkenstraße" steht ab sofort bei Prime Video zum Abruf bereit.