Zur Königsklasse für Macherinnen und Macher von Fernsehserien zählt definitiv die gewagte Kombination von völlig unterschiedlichen Genres. Horror und Comedy etwa. Wer diese beiden Genres einmal sehenswert miteinander verbunden hat, darf sich geehrt fühlen und hat seinen Durchbruch wohl geschafft. Dass sich an solche gewagten Kombinationen aber längst nicht alle trauen, zeigt eben auch, wie schwierig solche Unterfangen sind. Ein weiteres Beispiel liefert dafür die neue Prime-Video-Serie "Mandy und die Mächte des Bösen". 

Angekündigt als "Horror-Comedy-Serie" macht die Produktion zwar nicht alles falsch, kann in Summe aber nicht überzeugen. Da tut sich im Putzmittelschrank im Wäschekeller eines Wohnhauses plötzlich ein Tor in die Unterwelt auf und der böse Dämon Nuksi (Michael Pink) will so viele Menschen wie nur möglich unterjochen. Aufhalten soll ihn ausgerechnet Mandy (Eli Riccardi), die noch immer zu Hause bei ihrer Mutter Tiffany (Rebecca Immanuel) wohnt. Seit einer Halloweenparty leidet Mandy unter Agoraphobie und kann deshalb die Wohnung nicht mehr verlassen. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, betrügen sie trauernde Menschen, indem sie so tun, als würde Mandy mit Verstorbenen kommunizieren können. Doch dann taucht der Geist von Nachbarin Selcan (Bayan Layla) bei Mandy auf und bittet sie um Hilfe im Kampf gegen Nuksi. 

Leider mangelt es der Serie von Elisabeth Schmied, die sie zusammen mit ihrem Mann Andreas (der neben Franziska Meyer-Price auch Regisseur war) geschrieben hat, an einer echten Geschichte samt roten Faden. Hier wird es ganz schnell ganz dünn, und so plätschert der Kampf gegen den Dämon vor sich hin, nach und nach werden immer mehr Menschen aus Mandys Umfeld verflucht - doch dann erhält sie Unterstützung von der Seherin Gretel (Inge Maux). Dass die Serie mit ihren acht Folgen zu lang geworden ist, kann man gegen Ende sehen, als in einer Episode die Ereignisse auf der genannten Halloweenparty aus doppelt erzählt werden - aus zwei verschiedenen Sichtweisen. Das ist ein erprobtes Mittel bei verschiedenen Serien, wirkt hier ob der Fallhöhe der Serie aber deplatziert.

Wenig Horror und Haudrauf-Klamauk

Auch der Genremix funktioniert nur selten: "Mandy und die Mächte des Bösen" ist die Art von Serie, bei der man die wenigen Horror-Szenen schon meilenweit gegen den Wind riechen kann. Und sie ist diese Art von Comedy-Serie, bei der ein Tritt in die Weichteile eines Mannes mit einem Glockenschlag begleitet wird. Und natürlich trägt Mandys Mutter Kleidung in Leoparden-Optik und betont das Wort "Balkon" auf dem nicht vorhandenen G am Ende. "Macht doch was ihr wollt, ich mache jetzt die Wäsche", sagt sie irgendwann. Und als ein Polizist ihr von einer Selbstmordserie in den 90ern erzählt, fragt sie nach einem möglichen Täter. 

Und auch das Austreiben der Dämonen ist wenig subtil. Da brauchen die Helden der Serie ein Bügeleisen oder einen anderen heißen Gegenstand, um die Menschen von den bösen Geistern zu befreien. Eingesperrt werden sollen die Dämonen dann in gesegneten Suppenschüsseln. Insgesamt ist die Comedy in der Serie damit zu klamaukig geraten. Es ist die Handschrift der Caligari Film (Produzenten: Gabriele M. Walther, Marcus Hamann), die im TV-Bereich zuletzt auch schon für die unsägliche ZDFneo-Comedy "The Drag and Us" verantwortlich zeichnete

Mandy und die Mächte des Bösen © Prime Video/Caligari Film Dämon Nuksi lebt nicht nur in der Unterwelt, er spielt doch auch gerne Schach.

Auch optisch macht die Serie von Prime Video leider nicht viel her, man sieht ihr im Gegenteil das mutmaßlich geringe Budget sogar an. Vor allem kann man das an der "Unterwelt" erkennen, in der Dämon Nuksi sein Unwesen treibt und ständig aus dem Ikea-Katalog vorliest irgendwelche Flüche aufsagt. Hier arbeitet man mit großen schwarzen Blöcken, wenigen Details und viel Rauch. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Maske, die bei den besessenen Menschen gute Arbeit geleistet hat, um sie möglichst Zombie-mäßig aussehen zu lassen. 

Österreich als Mekka für Produzenten

"Mandy und die Mächte des Bösen" hat aber auch durchaus gute Momente - meist dann, wenn man merkt, dass sich die Macherinnen und Macher nicht zu ernst nehmen. Als Mandy im Bett liegt, um mal wieder mit den Toten zu kommunizieren, hält sie einen viel zu großen Bleistift in der Hand. Selcan kann als Geist eigentlich nichts halten, rennt aber irgendwann mit einer Taschenlampe durch die Gegend. Und in der Unterwelt suchen die Figuren die ganze Zeit den Ausgang, gehen aber meist im Kreis - was der Polizist auch kurz anmerken will, sich dann aber doch dem Befehl der Frauen, ihnen zu folgen, fügt. 

Die neue Produktion von Prime Video taugt damit eher nicht zu einem unterhaltsamen Serienabend, bei dem man sich wahlweise gruseln und/oder amüsieren kann. Gleichzeitig ist "Mandy und die Mächte des Bösen" aber ein erneuter Beweis für den aufstrebenden Filmstandort Österreich: Die Serie ist nämlich eine der ersten Serien gewesen, die durch das neue Fördermodell FISA+ unterstützt wurde. Die Produktion in Wien verantwortet die Samsara Film GmbH. Gut möglich, dass aufgrund des Anreizmodells künftig weitere Serien in Österreich produziert werden. Wenn diese dann inhaltlich stärker auf der Brust sind, wäre allen Beteiligten geholfen. 

Alle acht Folgen von "Mandy und die Mächte des Bösen" sind ab sofort bei Prime Video zum Abruf verfügbar.