Wenn ein Ranking der aufgedrehtesten Fernsehpersönlichkeiten Deutschlands aufgestellt würde, dann hieße der Gewinner vermutlich Sebastian Lege. Bereits seit geraumer Zeit hat er sich als Food-Experte einen Namen gemacht und deckt im ZDF die "Tricks der Lebensmittelindustrie" ebenso auf wie die vermeintlichen Geheimnisse von McDonald's oder Starbucks. Dieser Aufgabe kommt Lege nicht nur mit erstaunlicher Akribie nach, sondern gerne auch mit so viel inbrünstigem Enthusiasmus, dass seine Formate im vergangenen Jahr an dieser Stelle schon einmal mit dem "halbgaren Bühnenprogramm eines mittelprächtigen Nachwuchskomikers" verglichen wurden.

Nun, vielleicht hat sich der Autor dieses Artikels damals gehörig geirrt, denn Sebastian Leges Food-Formate scheinen eine erstaunliche Sogwirkung auf das Fernsehpublikum zu entfachen, die sich nicht nur in hohen Abrufzahlen bei YouTube und in der ZDF-Mediathek niederschlagen, sondern auch in Rekord-Quoten. Bis zu 16 Prozent Marktanteil erreichten seine "Besseresser"-Filme im Frühjahr beim jungen Publikum und die regelmäßigen Wiederholungen sorgten jüngst dafür, dass sogar der kleine Spartensender ZDFinfo zeitweise zweistellige Quoten mit Leges Lebensmittel-Tests erzielte.

Weil Sebastian Lege so gut ankommt, ist inzwischen auch der Privatsender Vox auf ihn aufmerksam geworden und treibt das Lege-Fieber nun gewissermaßen auf die nächste Stufe. "Lege kommt auf den Geschmack" nennt sich das neue Format, das die beliebten "Besserwisser"-Dokus gewissermaßen um einen "Kitchen Impossible"-Faktor ergänzt. Der Titel ist Programm: Zwei Stunden lang soll Lege in der ersten Folge dem Geheimnis der "besten Pizza Deutschlands" auf die Schliche kommen und sich in einem Wettbewerb mit 50 Testessern gegen drei Meister ihres Fachs, darunter der Koch-Influencer Stefano Zarrella und ein echter Pizza-Weltmeister, durchsetzen.

Lege kommt auf den Geschmack © RTL Sebastian Lege und Pizzabäcker Gaspare, einer seiner Herausforderer.

Die Aufgabe des Food-Experten ist es allerdings nicht, einfach nur ein Rezept nachzubacken, sondern mithilfe von Vor-Ort-Besuchen und persönlichen Eindrücken, vor allem aber mit seiner Erfahrung als Produktentwickler, eine Art Ideal-Pizza zu basteln, die möglichst nah dran am Geschmack der Masse ist. Dafür reist Sebastian Lege nach Neapel, den Ursprungsort der italienischen Pizza, aber auch ins Labor von Dr. Oetker, um möglichst tief in die Geheimnisse des perfekten Pizzakäses ("Pecorino, das Glutamat auf der Pizza") einzutauchen.

"Die Teige drehen in meiner Rübe Kreise", lässt Lege das Publikum zwischendurch in seiner ihm eigenen Art wissen, und sagt: "Bei mir qualmt's schon aus den Ohren." Und auch sonst qualmt's in dieser Sendung in einer bemerkenswerten Schlagzahl: Mal, weil Lege zum Bunsenbrenner greift ("So bräunt man Tomaten!"), ein anderes Mal, weil er Büffelmozzarella in Stickstoff taucht, um seine Pizza mit einem ganz speziellen Käsepulver geschmacklich zu verfeinern. "Wer mich kennt", sagt Lege, "der weiß: Ich muss immer einen oben drauf legen!"

Nein, es besteht wahrlich kein Zweifel daran, dass Sebastian Lege mit Vorliebe zu unkonventionellen und vor allem großen Küchengeräten greift. Aber man muss ihm lassen, dass das durchaus unterhaltsam sein kann. Erst recht, wenn er sein beachtliches Temperament – wie in dem neuen, von RTL Studios produzierten Vox-Format – ein kleines bisschen zurückschraubt. Denn tatsächlich findet sich zwischen all der Lautsprecherei auch so manch Lehrreiches. Und auch wenn der Autor dieses Textes es vor einem Jahr noch nicht vermutet hätte: Einiges spricht dafür, dass sich Sebastian Lege mit dieser speziellen Mischung seinen Platz in der deutschen Fernsehlandschaft redlich verdient hat.

"Lege kommt auf den Geschmack", montags um 20:15 Uhr bei Vox