Die besten Krimis sind bekanntlich die, bei denen man bis zwei Minuten vor Schluss keine Ahnung hat, wie die Auflösung ausfällt. Ganz anders verhält es sich mit diesem Text, der nämlich schon ab Satz drei klar macht, wie es um den neuen RTL-Dienstagskrimi "Behringer und die Toten – Ein Bamberg-Krimi" steht. Der 90-Minüter mit Antoine Monot ("Ein Fall für Zwei") in tragender Rolle ist solide Krimikost, die abendfüllend nett unterhält, wohl aber vorerst nicht einprägend genug ist, um lange in Erinnerung zu bleiben. Das liegt auch daran, dass der behandelte Fall der Produktion von Redseven Entertainment inhaltlich weit weniger besonders ist als das 2023 vom Privatsender ausprobierte und wieder eingestampfte "Sonderlage", die Produktion an sich optisch weniger hübsch ist als die erfolgreichen Dünenkrimis und bisweilen weniger humorig als der jüngst gesendete Duisburg-Krimi mit Caroline Peters.



Interessanter als die Jagd nach einem Feuerteufel in Folge eins, die auf einer guten Idee beruht und ein, zwei geschickte Wendepunkte bereit hält, ist nämlich die Zusammenstellung des Casts und die Ausgestaltung der Figuren – die ganz abseits der Mörderjagd gelungen sind. Somit setzt Berit Walch, die Autorin und Produzentin, das fort, was ihr schon in der zu früh abgesetzten Serie "Friedmans Vier" (für RTL+ und Vox) gelungen ist. Eine starke Charakterzeichnung.

Da wäre in aller erster Linie natürlich Kommissar Behringer zu nennen, ein Ermittler, der die Toten an sich nicht in seinen Kopf lassen will (dafür gibt’s ja die Rechtsmedizin), damit dort drin Platz ist für die, die töten. Behringer ist zwar gemütlich, aber dennoch keinesfalls langweilig geraten. Er wurde von manchem schon als Columbo 3.0 tituliert, enthält aber auch Elemente von Benno Berghammer und seinem Benni Hornberg. Er ist in gewisser Art und Weise ein Chaot, auch weil er ständig und irgendwie überall Notizen aufschreibt, gleichzeitig ist er aber Herr über sein selbst gestaltetes Chaos.

Behringer und die Toten © RTL/ Redseven Entertainment/ Hendrik Heiden Jessica Ginkel (l.), bekannt aus "Der Lehrer", ist auch im neuen RTL-Krimi "Behringer und die Toten" zu sehen.
 

An seiner Seite agieren zwei Frauen – und die sind dem RTL-Publikum bestens bekannt. Gecastet wurden hierfür nämlich zwei Schauspielerinnen, die beide schon ihre Fußspuren in "Der Lehrer" hinterlassen haben. Sicherlich kein Zufall, hatte RTL zuletzt die Dünenkrimis schon mit dem "Lehrer" himself, Hendrik Duryn besetzt. Jessica Ginkel spielt im Bamberg-Krimi die offiziell ohne Nachnamen geführte Anne und Cosima Henman ist die ebenfalls ohne Nachnamen lebende Figur Ela. Erstaunlicherweise ist es sogar eher Ela als Behringer, die für den ein oder anderen Schmunzler sorgt. Tiefgang bringt zudem Wanda Perdelwitz als Figur Charly ("ich komm' nicht mehr zurück", wie sie sagt) in die Geschichte ein. Sie ist die Vorgängerin von Ela ("sie ist eine Zwischenlösung", wie Behringer sagt), die seit einem Schusswechsel im Einsatz nun auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

Die starke Charakterzeichnung ist bei "Behringer und die Toten" auch dringend nötig, denn ganz anders als die RTL-Dünenkrimis oder etliche weitere Nord/Ost-See-Krimis in ARD und ZDF kann sich die Redseven-Produktion auf das Frankenland als Schauplatz nicht verlassen. Soll es auch nicht. Denn bis auf ganz wenige Ausnahmen hätte diese Geschichte auch in Augsburg, Regensburg, Ulm oder Bad Oeynhausen spielen können. Während es einerseits fast schon lobenswert ist, dass der erste Bamberg-Film nicht standesgemäß irgendein Weinfest thematisiert, ist es andererseits schade, dass die lokale Verortung etwas kurz kommt.

Nicht fehlen durften derweil vereinzelt eingestreute Action-Sequenzen, die man als Zuschauerin und Zuschauer in einem Monot-Krimi vielleicht nicht zwingend erwartet hätte – und die es andererseits nicht unbedingt gebraucht hätte. Anzunehmen, dass RTL hier eine kleine Brücke hat schlagen wollen zu einer seiner Krimikernkompetenzen, denn auch die "Dünentod"-Filme hatten teils Sequenzen, in denen man sich sehr kurzzeitig mal bei "Alarm für Cobra 11" wähnt.

So bleibt "Behringer und die Toten – Feuerteufel" hauptsächlich deshalb ein solider Auftakt-90-Minüter, weil ersichtlich wird, dass in der Figurenkombination viel Potential steckt. Das ist ein wichtiges Gut im Dickicht etlicher Krimireihen, die inzwischen nahezu täglich auf das Publikum losgelassen werden. Die Punkte, die abseits dessen noch Luft nach oben bieten, können schließlich noch nachjustiert werden.

Zwei Filme von "Behringer und die Toten" laufen am Dienstag, 27. Februar und 5. März bei RTL um 20:15 Uhr. Beide Filme stehen zudem sieben Tage im Voraus auf Abruf bereit.