Wenn im „Tatort“ gar nichts mehr geht, dann müssen die Ermittler in die Krise. Am Ostermontag erwischt es Reto Flückiger, den eh schon immer etwas melancholisch anmutenden Kommissar aus Luzern. Der hockt in dieser Episode dauernd auf seinem Boot herum, das in einem Ausläufer des Vierwaldstätter Sees dümpelt. Er schaut finster, er weiß nichts mit sich anzufangen, und ab und an springt er mal ins Wasser. Derart seelisch ramponiert passt er natürlich vortrefflich zu seinem neuen Fall.

Eine Mutter von drei Kindern ist tot. Sie wird an einem Bahngleis gefunden. Offenbar wurde sie von einer Brücke gestürzt. Bei den Ermittlungen wird schnell deutlich, dass sie nicht nur eine recht leichtlebige Frau war, sondern auch ein großes Faible hatte für esoterische Eskapaden. Bei seinen Befragungen kommt so auch Flückiger mit allerlei Arten von eigenartiger Lebensbewältigung in Kontakt. Ja, er lässt sich sogar von einem Bubi, der sich als Medium andient, einen Kontakt zur Toten herstellen. Der Kontakt verläuft erst ganz viel versprechend, bricht dann aber jäh ab, bevor Flückiger Genaueres erfährt. So kann das gehen bei der Schweizer Polizei. Man knallt dort schneller durch als man sich das je gewünscht hat.

Es ist kein schönes Bild, das die Autorinnen Eveline Stähelin und Josy Meier da von Luzern zeichnen. Nichts Schönes hat die sonst so gerne so pittoresk gezeichnete Seegemeinde in diesem Film zu präsentieren. Regisseur Michael Schaerer zeigt viel Grau, viel Beton, viel Trostlosigkeit. Dazu spielt die Wackelkamera von Stéphane Kuthy extrem verliebt mit der Unschärfe. Das unterstützt ab und an das Geschehen, gerät aber ab einem gewissen Punkt zum Manierismus.

Mal wieder ist ein besonderes Modell von Familie gescheitert. Drei Kinder hatte die Tote. Drei Kinder von drei Männern. Keiner von denen ist das, was man einen Vorzeigevater nennen würde. Einer ist sogar organisiert in einer Männervereinigung, in der sich frustrierte Väter finden, die sich von ihren geschiedenen Frauen betrogen fühlen.

Da wirkt es fast wie ein Lichtblick, dass in diesem Film Flückigers Assistentin vermehrt in den Vordergrund geschoben wird. Delia Mayer spielt diese Liz Ritschard sehr unaufdringlich, nichtsdestotrotz aber bleibt sie nachhaltig in Erinnerung, weil sie sich mit Stefan Gubsers Flückiger ein paar schöne Wortduelle liefert, bei denen die Ermittler einander ihre Erkenntnis nicht referierend präsentieren, sondern als ewigen Zwist arrangieren.

Allein, es rettet diesen „Tatort“ nicht aus seinem Schlaf, denn so modern er mit Wackelkamera und Unschärfen in Szene gesetzt sein mag, so konventionell ist er doch im Grunde. Wer war es? Die Frage hängt über allem und dient als eine Art Wäscheleine, an der man die restlichen Themen des Films befestigt: männerhassende Feministinnen ebenso wie verbitterte Selbsthilfeväter und bübchenhafte Eso-Onkels.

Das ergibt ein Mischmasch der eher unausgegorenen Art. Nicht richtig schlecht, aber irgendwie auch nicht gut. Für einen Ostermontag hätte man sich da doch eher etwas Aufmunterndes gewünscht.