Nun hat die Produktionsallianz die Ergebnisse ihrer neuesten Herbstumfrage veröffentlicht - und die geben alles andere als einen Anlass zur Hoffnung. "Die deutsche Filmwirtschaft sieht bitteren Zeiten entgegen und hofft auf die Unterstützung der Politik", heißt es gleich zu Beginn einer Pressemitteilung, die die Organisation am Freitag verschickt hat. Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen das: 77 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, die wirtschaftliche Lage sei aktuell schlecht oder sehr schlecht. Vor einem Jahr waren es nur 56 Prozent - und da war die Branche bereits im Krisenmodus.
Als größte Probleme und Herausforderungen nannten die befragten Unternehmen die steigenden Kosten bei gleichzeitig sinkenden Budgets der Auftraggeber. Ein weiteres Problem sind für viele Unternehmen sinkende Renditen. Diese Problemlage besteht gleichermaßen bei kleinen und großen Unternehmen sowie unabhängig davon, ob sie Fiction oder Non-Fiction-Programme herstellen. Kein Problem ist für die meisten Unternehmen inzwischen der Personalmangel - vor wenigen Jahren noch ein wichtiges Thema in der Branche, in Zeiten der Krise schlägt das Pendel hier aber natürgemäß in die andere Richtung.
Die dramatische Eintrübung der konjunkturellen Lage der Filmwirtschaft setzt sich auch in diesem Jahr fort. Die unklare Lage bei der Filmförderung droht nun alle Hoffnungen für das nächste Jahr abzuwürgen.
Björn Böhning, CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz
Streamingdienste beauftragen weniger Fiction-Projekte
In einer Sonderumfrage hat die Produktionsallianz außerdem versucht, die aktuelle Stimmungslage im Bereich Fiction einzufangen. Das ist vor allem deshalb relevant, weil die Produktionsunternehmen hier vor allem durch die wohl nicht vollständig durchsetzbare Filmförderreform leiden werden - sollte die teilweise Reform überhaupt kommen. Steueranreizmodell und Investitionsverpflichtung zum 1. Januar 2025 sind durch das Ampel-Aus jedenfalls noch einmal deutlich unrealistischer geworden. Selbst die Novelle der Filmförderungsgesetzes hängt in der Schwebe. Fast 70 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass im Falle eines Scheiterns der Filmreform eine Abwanderung der Produktionen ins Ausland unvermeidlich wäre. Fast 80 Prozent der Unternehmen erklärten, internationale Streamingdienste hätten im Vergleich zu 2022 deutlich weniger beauftragt.
"Ein Ende der Talfahrt ist angesichts des Versagens der Politik nicht in Sicht."
VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke
Björn Böhning sagt zu den Ergebnissen: "Die dramatische Eintrübung der konjunkturellen Lage der Filmwirtschaft setzt sich auch in diesem Jahr fort. Die unklare Lage bei der Filmförderung droht nun alle Hoffnungen für das nächste Jahr abzuwürgen. Erschreckend ist vor allem die Aussicht, dass der hohe wirtschaftliche Druck viele Projekte ins Ausland abwandern lässt. Auch der künstlerische Erfolg verhindert dann nicht das Ausbluten des Produktionsstandortes Deutschland. Wir appellieren erneut an die Politik, jetzt zu handeln! Die Film- und Fernsehwirtschaft braucht die Impulse der Filmreform und Klarheit beim von der KEF empfohlenen Erhöhung des Rundfunkbeitrages."
Auch VTFF-Unternehmen sehen schwarz
Die Umfrage unter den VTFF-Betrieben zeigt: 58 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre wirtschaftliche Situation als eher schlecht bzw. sehr schlecht. Über zwei Drittel der Unternehmen, insgesamt 72,6 Prozent, erwarten keinen Aufschwung im Produktionsjahr 2025, stattdessen gehen sie von stagnierenden (33,9 Prozent) bzw. sinkenden bis deutlich sinkenden Umsätzen (38,7 Prozent) aus. Eine große Mehrheit (88,7 Prozent) der Betriebe geht außerdem von einer weiteren Konsolidierung der Dienstleisterszene aus - sei es durch Geschäftsaufgabe, Insolvenzen oder Übernahmen. "Damit gehen Produktionsressourcen unwiederbringlich verloren", warnt der VTFF.