Einer der Gründungsväter des deutschen Privatfernsehens ist tot: Bereits am 3. Mai ist Helmut Thoma an seinem 86. Geburtstag in seiner Geburtsstadt Wien an Herzversagen gestorben. Die feierliche Beisetzung hat im engen Familienkreis stattgefunden, wie seine Frau Danièle und sein Sohn Harald Thoma am Montag mitteilten. Thoma hat das deutsche Privatfernsehen in seiner Anfangszeit und weit darüber hinaus maßgeblich geprägt.

Nach einer Lehre in einer Molkerei, einer nachgeholten Matura und einem Jura-Studium war er zunächst in unterschiedlichen Kanzleien tätig. Schon 1966 führte ihn sein Weg aber in die Medien. Seine erste Station war der ORF, wo er zwischen 1968 und 1973 die Rechtsabteilung leitete, ehe er zu Radio Luxemburg wechselte, wo er ab 1982 Programmdirektor war. Als Direktor hob er auch RTLplus aus der Taufe, das am 2. Januar 1984 als zweiter Privatsender in Deutschland auf Sendung ging. Ab 1986 war er Sprecher der Geschäftsführung von RTLplus Deutschland, ab 1991 stand er alleine an der Spitze des Senders.

In diesen Jahren machte er RTLplus binnen kurzer Zeit zum erfolgreichsten deutschen Privatsender. Mit Sätzen wie "Der Wurm muss dem Fisch schmecken", "Im Seichten kann man nicht ertrinken", "Wer dem Trend hinterher läuft, der sieht nur seinen Hintern" gab er die Richtung vor. Die konsequente Ausrichtung auf ein junges Publikum, die aus den USA abgeschaute Fokussierung auf eine vermeintlich "werberelevante Zielgruppe", prägen den Fernsehmarkt dabei bis heute.

Im November 1998 gab Helmut Thoma die Geschäftsführung von RTL an Gerhard Zeiler ab, äußerte sich aber in schöner Regelmäßigkeit sowohl zu seinem ehemaligen Sendern und dem, was seine Nachfolger aus seiner Sicht falsch machten, wie auch zum deutschen Fernsehmarkt im Allgemeinen. Später plante er unter dem Namen "Volks.TV" ein bundesweites Mantelprogramm für Regional- und Lokalsender, aus dem allerdings nichts wurde, 2014 stieg er zwischenzeitlich bei NRW.TV ein, das 2016 allerdings Insolvenz anmelden musste.

"Dr. Thoma war ein Mann mit klarer Haltung, aber auch der nötigen Ambivalenz", schreiben Daniele und Harald Thoma anlässlich seines Todes. Zuletzt hatte er in Wien einen Rückzugsort gefunden und sich ein Leben fernab vom Medienrummel gegönnt.

Seine Frau Danièle sagt über ihn: "Mein Mann hat immer gesagt, er möchte nicht in diesem riesigen Ameisenhaufen der Menschheit eine Normal-Ameise sein, er möchte wenigstens eine mit einer Schleife sein. Mit seinen Leistungen wollte er immer aus der Masse herausragen – und genau das ist ihm auch gelungen." Sein Sohn Harald sagt: "Mein Vater war ein Mensch, der sich von niemanden verbiegen ließ. Ich habe ihn bewundert. Wir haben täglich miteinander telefoniert. Dabei habe ich mir auch manches Mal einen Spruch anhören müssen, aber genau das fehlt mir jetzt am meisten."

Für sein berufliches Schaffen wurde Helmut Thoma mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. Er wurde unter anderem zum "Medienmann des Jahres 1989" ernannt, erhielt den Deutschen Medienpreis sowie einen „International Emmy Award“. Die Stadt Wien verlieh ihm das Goldene Ehrenzeichen, und die Republik Österreich ehrte ihn mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für seine Verdienste um das Land. Mit seinem Tod verliert die Medienwelt einen Pionier des deutschen Fernsehens. 

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