Da wird mancher frühere Programmdirektor gestaunt haben: Der 3. Stuttgarter Moderationspreis wurde am Donnerstagabend zum Ausrufezeichen für die Vielfalt von Talenten einer neuen Generation von Moderatorinnen. Männer sind in diesem Fall auch nicht mitgemeint. Die Bühne im SpardaWelt Eventcenter unweit der Dauerbaustelle Stuttgart 21 gehörte am Donnerstagabend - neben Moderator und Preispaten Ingo Zamperoni - gleich sechs Gewinnerinnen in vier preiswürdigen Kategorien, die jeweils mit 1.500 Euro dotiert sind. Der Preis wird ausgelobt vom Institut für Moderation an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Mit fast 300 Bewerbungen erreichte die zum dritten Mal verliehene Auszeichnung den bislang größten Zuspruch. 

Die Studierenden haben über die Nominierungen entschieden, sowie beim Sonderpreis Baden-Württemberg auch über die Auszeichnung. In den anderen Kategorien lag die finale Entscheidung bei einer externen Fachjury, die im dritten Jahr aus Aycha Riffi (Grimme-Akademie), Prof. Dr. Wolfgang Schweiger (Universität Hohenheim), Laura Terberl (Süddeutsche Zeitung) und DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath sowie erstmals Manuela Weyh (SWR) bestand. Institutsdirektor Prof. Stephan Ferdinand betont: „Es tut gut, so viel journalistische Professionalität in der Moderation zu sehen und zu hören. Die ausgezeichneten Beiträge sind ein starkes Signal – ganz im Sinne von: ‚Flood the zone with quality!‘“ 

Migratöchter © Tabea Guenzler
Der erste Preis des Abends, allein entschieden von den Studierenden, ging diesmal an gleich drei Hosts: Die diesjährigen Gewinnerinnen des Stuttgarter Moderationspreis in der Kategorie „Sonderpreis Baden-Württemberg“ sind Meltem Yurt, Ekaterina Astafyeva und Djey Armanda Mendonça mit ihrem Instagram-Kanal „Migratöchter“ vom SWR. In der Begründung heißt es: Auf dem Instagram-Account gestalten Meltem, Ekaterina und Djey durch inklusive und zielgruppengerecht aufbereitete Beiträge eine wertvolle Plattform für interkulturellen Austausch und Female Empowerment. Gerade in Zeiten zunehmender politischer Polarisierung leistet der Account einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte und zur Förderung von Verständnis und Zusammenhalt.

Milena Straube © Tabea Guenzler
Um neue Perspektiven und Sichtbarkeit ging es auch bei der nächsten Preisträgerin des Abends, Milena Straube. Sie überzeugte die Fachjury in der Kategorie „Journalistische Qualität“ mit ihrem Podcast “Lost Sheroes - Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen“ des WDR-Senders Cosmo. Die Jury sagt in ihrer Begründung u.a.: Milena vermittelt komplexe historische und gesellschaftliche Zusammenhänge. Ihre kluge Einordnung, fundierte Recherche und vielstimmige Perspektive machen jede Folge zu einem journalistisch herausragenden Hörerlebnis. Besonders hervorzuheben ist die reflektierte Interviewführung, die mit klugen Fragen und echtem Interesse an den Gesprächspartner:innen zur journalistischen Qualität des Formats maßgeblich beiträgt.

Leonie Maderstein © Tabea Guenzler
Doch auch thematisch im Hier und Heute, direkt vor der Haustür, gibt es außerordentliche Moderationsleistungen. In der Kategorie „Public Value“ ist Leonie Maderstein für ihre SWR-Reportage “Zwischen Luxus und Not: Arm und reich in Stuttgart“ (für das Label SWR Aktuell 360 Grad). Da urteilt die Jury: „Mit authentischer, nahbarer und zugleich seriöser Moderation schafft die Moderatorin Vertrauen und Nähe – nicht nur am Mikrofon und vor der Kamera, sondern im direkten Austausch mit den Menschen, die sie vor Ort trifft. Sie lebt Lokaljournalismus als gesellschaftliche Aufgabe: Dies setzt sie anschaulich um durch echte Begegnungen, sorgfältige Recherche und den respektvollen Dialog mit unterschiedlichsten Akteur:innen.“

Jana Steuer © Tabea Guenzler
Ungewöhnlich zeitlos in Zeiten großer Nachrichtenlage ist die ausgezeichnete Arbeit in der finalen Kategorie des 3. Stuttgarter Moderationspreis, „Präsentation & Sprache“. Als einziges Angebot ohne öffentlich-rechtliche Finanzierung, sondern realisiert in Eigenregie, wurde Jana Steuer für ihren Podcast “Ein großer Schritt für die Menschheit“ ausgezeichnet. Von „einem anderen Anstrich für Physik“ spricht sie selbst auf der Bühne. Die Jury sagt: Mit ihrer unverwechselbaren Erzählweise gelingt es ihr, komplexe wissenschaftliche Inhalte zugänglich und gleichzeitig atmosphärisch dicht zu vermitteln. Die sprachliche Gestaltung ist facettenreich: Wechselnde Tempi, klangliche Nuancen und eine souveräne Modulation schaffen ein echtes Hörerlebnis. Die Stimme der Moderatorin entfaltet eine besondere Präsenz – eine ‚Host-Energy‘.“

Nach dem Preis ist bereits vor dem Preis: Pate Ingo Zamperoni und Projektleiter Johannes Meyer verrieten zum Finale des Abends, dass der Stuttgarter Moderationspreis fortgeführt und 2026 erneut vergeben wird. Das Datum steht ebenso bereits fest: Donnerstag, der 25. Juni. Meyer animiert private Radio- und TV-Stationen bei den Einreichungen noch aktiver zu sein. Hindernis dürfte allerdings oft wohl auch die Flüchtigkeit von besonders guten Moderationen im Broadcasting sein - im Vergleich zu abrufbaren Formaten.

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