Lange ist in der Vergangenheit über einen möglichen Verkauf von Sky Deutschland spekuliert worden. Irgendwann flachten die Gerüchte ab, obwohl es das klare Bekenntnis von Comcast zum deutschsprachigen Pay-TV-Sender nie gab. Im Hintergrund ist offenkundig weiter verhandelt worden, denn nun hat RTL Deutschland angekündigt, alle Sky-Geschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz übernehmen zu wollen. Eine entsprechende Vereinbarung hat die RTL Group jetzt unterzeichnet. 

RTL zahlt für Sky erst einmal nur 150 Millionen Euro, was angesichts der Tragweite des Deals nicht sonderlich viel sein dürfte. Hinzu kommt allerdings noch eine Earn-Out-Möglichkeit für Comcast, die sich nach der Entwicklung des Aktienkurses der RTL Group richtet. Die RTL Group hat die Option, die potenzielle Earn-Out-Zahlung in RTL-Group-Aktien, in bar oder in einer Kombination aus bar und RTL-Group-Aktien zu leisten. Die Zahlung ist auf maximal 377 Millionen Euro begrenzt, wenn der Kurs der RTL-Group-Aktie auf 70 Euro steigt. Comcast könnte also mit rund einer halben Milliarde Euro aus dem Deal aussteigen. 

Noch steht der Deal naturgemäß unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wettbewerbs- und Medienkonzentrationsbehörden. Angesichts früherer Entscheidungen vor allem des Kartellamts dürfte es spannend sein, wie die Wettbewerbshüter hier entscheiden. Anders als zum Beispiel beim Versuch von RTL Deutschland, die Vermarktung von RTLzwei übernehmen, zieht das Argument, RTL wäre durch einen solchen Deal zu dominant am Werbemarkt, wohl eher nicht. Sky ist hier eher ein kleinerer Fisch und bei RTL betont man auch vor allem die Tatsache, dass man sich durch den Deal im Abo-Geschäft stärke. 

RTL/Sky im Abo-Geschäft auf Platz drei

Durch das Zusammengehen von RTL Deutschland und Sky entstehe ein einzigartiges Angebot für Unterhaltung, Sport und Informationen in den Bereichen Streaming, Free-TV und Pay-TV mit rund 11,5 Millionen zahlenden Abonnenten, heißt es aus Köln, wo man den Fokus auf die drei Streaming-Marken RTL+, Sky und Wow betont. Mit diesen drei Marken sei man bei zahlenden Abonnenten und Streaming-Umsätzen auf Augenhöhe mit den größten US-amerikanischen Streamingdienste und werde zur Nummer drei im Markt - hinter Prime Video und Netflix. RTL kann mit dem Deal also vor allem auch sein eigenes Geschäftsmodell diversifizieren. 

RTL Sky © RTL Group RTL und Sky sind im Bereich Streaming-Abos zusammengerechnet die Nummer drei

Zusammen erreichten RTL Deutschland und Sky im Jahr 2024 pro forma 4,6 Milliarden Euro Umsatz, rund 45 Prozent davon aus Abo-Geschäften. Die Transaktion schaffe zudem eine starke Basis für weiteres Wachstum und Investitionen in Deutschland. Gemeinsam investieren RTL Deutschland und Sky Deutschland aktuell jährlich rund 2,5 Milliarden Euro in Inhalte.

"Der Erwerb von Sky Deutschland ist für RTL eine einmalige Gelegenheit: Wir bringen zwei große europäische Medienmarken zusammen und schaffen eine führende Streaming- und TV-Plattform."
Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland


Bis zur Freigabe durch die Behörden, die man für 2026 erwartet, arbeiten beide Unternehmen unabhängig voneinander. Doch schon jetzt ist klar, wie es danach im Management weitergehen soll. Barny Mills, Sky Deutschland CEO, wird die Geschäfte von Sky Deutschland bis zum Abschluss der Transaktion leiten. Stephan Schmitter bleibt bis zum Abschluss der Transaktion CEO von RTL Deutschland und wird dann das zusammengeführte Unternehmen leiten. Der Hauptsitz von RTL Deutschland wird weiterhin Köln sein, Hauptsitz von Sky Deutschland bleibt München. Die jährlichen Synergien aus der Transaktion werden auf 250 Millionen Euro geschätzt und sollen innerhalb von drei Jahren realisiert werden.

Das sagen Stephan Schmitter und Barny Mills

Stephan Schmitter © RTL / Anne Werner Stephan Schmitter
Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland, sagt: "Der Erwerb von Sky Deutschland ist für RTL eine einmalige Gelegenheit: Wir bringen zwei große europäische Medienmarken zusammen und schaffen eine führende Streaming- und TV-Plattform. Beide Unternehmen ergänzen sich ideal. RTL steht für große Shows und Sport-Highlights, unabhängigen Journalismus und die beliebtesten Reality-Formate. Sky ist in Deutschland als Heimat der Bundesliga und Formel 1 die klare Nummer eins im Sport und steht für weltweit beliebte Filme und Serien. Zusammen mit unseren außergewöhnlichen Kreativen, bekannten Köpfen und Talenten schaffen wir ein in Europa einzigartiges Angebot, das wir gemeinsam weiterentwickeln werden – von Free bis Premium, von linearem TV bis Streaming. Für unser Publikum bedeutet das: Noch mehr Content-Auswahl – auf allen Kanälen und Endgeräten. Aus unserer erfolgreichen Inhalte-Partnerschaft wissen wir, dass Sky ein exzellentes Team und großartige Experten hat, die die Unternehmenskultur und das Ziel von RTL teilen: Unserem Publikum rund um die Uhr die besten Inhalte zu bieten."

Barny Mills © Sky Deutschland Barny Mills
Barny Mills, CEO von Sky Deutschland, ergänzt: "Mit dem geplanten Zusammenschluss mit RTL beginnt ein spannender neuer Abschnitt für Sky Deutschland. Dank unserer Finanz- und Geschäftsentwicklung bauen wir auf einem starken Fundament für weiteres Wachstum auf. Mit der Kombination aus erstklassigen Sport- und Unterhaltungsinhalten, modernster Technologie und lokaler Marktkenntnis werden wir Millionen Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein unvergleichliches Erlebnis bieten."

Schon in den vergangenen Jahren haben Sky und RTL immer mehr miteinander kooperiert, das dürfte das Verständnis für den jeweils anderen erhöht haben. Längst vorbei ist jedenfalls die Zeit, in der man dem jeweils anderen keine Formel-1-Rechte gönnte. Inzwischen liegen die Rechte zwar bei Sky, dort hat man aber Sublizenzen an RTL vergeben. Und auch ausgewählte Zweitliga-Konferenzen von Sky sind bei RTL zu sehen.