In diesen Tagen entscheidet sich, wie die Zukunft von ProSiebenSat.1 aussieht: Bis zum 13. August läuft sowohl die Offerte des italienischen Berlusconi-Konzerns MFE, die Anteile an ProSiebenSat.1 auf über 30 Prozent auszuweiten, als auch das finanziell bislang deutlich bessere Gegenangebot des zweiten Großaktionärs PPF, das das Ziel verfolgt, bis zu 29,99 Prozent der Anteile zu übernehmen. Kultur-Staatsminister Weimer äußerte in einem Interview mit dem "Spiegel" nun seine Sorgen angesichts dieses Übernahme-Kampfes.
"Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt", so Weimer. Der Vorgang sei von hoher Bedeutung für die Medien-und Meinungsvielfalt in Deutschland. "Wir müssen wissen, wie die politische Einflussnahme von neuen, ausländischen Eigentümern beschaffen sein wird. Wie wird die journalistische Qualität und Unabhängigkeit gewahrt? Was heißt das für den TV-Standort Deutschland?", so Weimer.
Er habe mit allen Beteiligten das Gespräch gesucht. Mit MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi will er sich Anfang September im Kanzleramt treffen. Dieser habe zugesagt und einen "konstruktiven Dialog" angekündigt. Im Gespräch soll es auch um die Verbindungen der Berlusconi-Familie in Richtung Russland gehen - der mittlerweile verstorbene Silvio Berlusconi pflegte etwa enge Kontakte zu Wladimir Putin. "Wenn ein ausländischer Investor eine derart wichtige Institution der Meinungsbildung in Deutschland übernimmt und kontrollieren könnte, dann sollten wir schon genau hinschauen, wer dahinter steht und welche Verbindungen dabei Einfluss haben", kommentiert Weimer eine Frage des "Spiegel" danach. Es gehe ihm zudem auch darum, den Standort München zu erhalten, falls ProSiebenSat.1 in eine europäische Plattform integriert werden sollte.
Unterstützung äußerte Weimer unterdessen erneut für die Pläne von RTL Deutschland, Sky zu übernehmen. Damit entstehe "eine Plattform von relevanter Größe, um den harten Wettbewerb zu bestehen und die Medienvielfalt zu erhalten", so Weimer. Ob es zu dieser Übernahme kommen wird, hängt allerdings noch von der Genehmigung der Kartellbehörden ab. Das deutsche Kartellamt verhinderte bislang solche Übernahmen und Kooperationen dieser Art auf dem deutschen Markt, RTL und Sky melden den Zusammenschluss nun allerdings auf europäischer Ebene an.