Die Beförderung zum Chief Sales Officer war kaum vollzogen (DWDL.de berichtete), da musste Romeo Edsberger schon auf Roadshow gehen, um Werbekunden und Media-Agenturen die buchbaren Umfelder von Sport1 für 2026 schmackhaft zu machen. Keine leichte Aufgabe, schließlich hat der Münchner Spartensender, der je zur Hälfte der türkischen TV-Gruppe Acunmedya und der Schweizer Highlight Communications gehört, mit seiner Mix-Strategie zwischen Sport und Entertainment seit Herbst 2024 für einige Verwirrung im Markt gesorgt. Während angestammte Programme wie "Doppelpass" oder Darts-Übertragungen verlässlich gute Quoten liefern und Sport1 im Oktober auf 0,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen klettern ließen, laufen die von Acunmedya eingebrachten Primetime-Shows weiter unter Ausschluss einer größeren Öffentlichkeit.

Dennoch zieht Edsberger ein positives Fazit seiner jüngsten Gespräche mit den Mediaplanern. "Wir haben gemeinsam mit Acunmedya vor allem im ersten Halbjahr sehr viel ausprobiert und viele Erfahrungswerte gesammelt", sagt der Vermarktungschef im Gespräch mit DWDL.de. "Jetzt haben wir die Aufstellung gefunden, die uns mit breiter Brust ins nächste Jahr und in den Angriffsmodus gehen lässt." Sein Pitch an die Agenturen sei gut angekommen: 100 Stunden neu produziertes Entertainment pro Monat treffen demnach ab Januar auf 100 Stunden Sport pro Monat.

Dass man weiterhin viel Geduld mit der Entwicklung des Entertainment-Pflänzchens an den Tag legen werde, bekräftigt unterdessen Acunmedya-CEO Ebru Atasav Tahrancı. Über den deutschen Markt habe sie mittlerweile gelernt, dass globale Erfolgsformate hierzulande zwar ähnlich stark liefen wie anderswo, dass es jedoch deutlich mehr Zeit brauche, langjährige Zuschauergewohnheiten zu verändern, so die Istanbuler Managerin zu DWDL.de. "Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass wir bereit sind, Risiken einzugehen, neue Dinge auszuprobieren und dabei auch Hindernisse in Kauf zu nehmen."

Gerade ist Atasav Tahrancı vom Acunmedya-Produktionshub in der Dominikanischen Republik zurückgekehrt, wo momentan zwei deutsche Shows für Sport1 aufgezeichnet werden. "Mit Daniel Aminati und Detlef D! Soost setzen wir auf bekannte und beliebte Hosts, die uns sicher einen weiteren Push in der Wahrnehmung geben werden", sagt die Konzernchefin. Aminati, der seit fast 15 Jahren das ProSieben-Magazin "taff" moderiert, löst bei der Sport-Reality-Show "Exatlon Germany" den bisherigen Moderator und früheren Fünfkämpfer Matthias Sandten ab. Die ersten neuen Folgen mit ihm sind bereits ab Anfang Dezember werktäglich um 20:15 Uhr zu sehen.

Soost, der einst als Jurymitglied der Castingshow "Popstars" bekannt wurde und zuletzt 2024 bei "Let's Dance" eine gute Figur machte, führt durch die Neuauflage der Adventure-Reality-Show "Survivor", die Acunmedya schon vor über einem Jahr in Aussicht gestellt hatte und die in Zusammenarbeit mit Banijay Germany produziert wird. Nach Angaben des Senders ist die Ausstrahlung ab Mitte März geplant. Auch die Fashion-Castingshow "My Style Rocks" und die Autotuner-Doku-Soap "Die PS-Profis", die schon von 2009 bis 2017 auf Sport1 lief, sollen im ersten Halbjahr 2026 hochvolumig neue Folgen bekommen.

Während man im linearen TV-Programm weiter darauf setzt, je nach Programmfarbe zwischen den Cornerlogos "Sport1" und "Show1" zu wechseln, kündigt Edsberger fürs kommende Jahr einen "massiven Ausbau" der Streaming-Plattform Show1.tv an. Neben den vorhandenen Apple- und Android-Apps soll sie dem Vernehmen nach auch in die Betriebssysteme der wichtigsten Smart-TV-Hersteller gebracht werden. Auf YouTube, wo einzelne "My Style Rocks"-Folgen hohe fünfstellige Abrufzahlen erzielen, will man laut Edsberger künftig versuchen, die Nutzer verstärkt zur eigenen App zu lotsen.

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