Kurz vor Weihnachten hat der RBB angekündigt, dass Jörg Wagner künftig nicht mehr durch das "Medienmagazin" von Radio Eins führen wird. Der Journalist prägte den Medienjournalismus im Allgemeinen und die Sendung im Speziellen seit rund 30 Jahren. Ab dem neuen Jahr wird das "Medienmagazin" von Teresa Sickert präsentiert. Wagner gab in der Folge seines bekanntgewordenen Abschieds mehrere Interviews, darunter bei den Kollegen von "Übermedien" und der "Süddeutschen Zeitung". 

Schon im "Übermedien"-Interview erklärte Wagner, dass es künftig weniger Folgen geben würde, die dann auch nicht mehr live ausgestrahlt werden sollen. Gegenüber DWDL.de bestätigt der RBB jetzt, dass für das kommende Jahr 41 Ausgaben eingeplant sind. So gibt’s im Sommer eine mehrwöchige Pause, aber auch am 3. Januar sowie am 4. April, 24. Oktober und dem 26. Dezember gibt es keine neue Folgen. 

Gegenüber "Übermedien" erklärte der RBB unterdessen, dass die Sendung aus Kostengründen "künftig zehn Mal im Jahr zu Ferienzeiten pausieren" werde. Der RBB weiter: "Diese Maßnahme war notwendig, um das Medienmagazin überhaupt weiterführen zu können und bei dieser arbeitsintensiven und verantwortungsvollen Sendung nicht am Honorar sparen zu müssen – was vermutlich ebenfalls ein Aus bedeutet hätte. Der Erhalt eines der bundesweit wenigen Medienmagazine im Hörfunk ist radioeins und dem rbb sehr wichtig." Da die neue Moderatorin Teresa Sickert "aus familiären Gründen nicht regelmäßig am Wochenende arbeiten kann, wird die Sendung in der Regel am Freitag aufgezeichnet." Es bestehe jedoch die Möglichkeit einer Aktualisierung durch die Moderatorin.

Wagner wäre gern geblieben

Jörg Wagner selbst hatte sich in den Interviews auch nochmal ausführlich zu den Gründen seines Abschieds geäußert. So wird klar: Freiwillig geht der Journalist nicht. "Letzten Endes bin ich ein Opfer der Sparmaßnahme, weil es einfacher ist, die Leute zu screenen, die im Renteneintrittsalter sind, als die, die faul sind", so Wagner im "Übermedien"-Interview. Der RBB setzt aktuell ein großes Sparpaket um, im Zuge dessen wurden mehr als 100 Stellen gestrichen (DWDL.de berichtete). Künftig will man generell keine Personen mehr beschäftigen, die das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben. 

Im Gespräch mit der "SZ" erklärte Wagner zudem, es sei bis 2023 "erstaunlich einfach" gewesen, ein kritisches Medienmagazin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu machen. Es habe alle drei bis fünf Jahre mal einen Einspruch "eines wichtigen Entscheiders" gegeben. Wagner: "Aber das waren mehr Empfehlungen als wirkliche Versuche, Einfluss zu nehmen. Ich habe viel Unterstützung bekommen im eigenen Hause, und wenn doch, habe ich mir wirklich nur eine Minibeule geholt." Selbst in der Schlesinger-Krise habe man ihn machen lassen, sagt der Journalist. "Das war sehr befreiend". 

Eine etwas andere Sicht hat Jörg Wagner aber auf die Zeit unter der neuen Intendantin Ulrike Demmer. Seither sei die Sorge im Haus offenbar groß, dass er sowas auslösen könnte wie die Gelbhaar-Affäre. "Ich fühle mich extrem betreut" zurzeit, so Wagner. Das Interview von Wagner in der "SZ" hat aber auch für Schlagzeilen gesorgt, weil der Journalist dem Sender darin einen Eingriff in eine Folge seiner Sendung vorwarf, den es so offenbar nicht gegeben hat. 

"SZ" passt Interview an

Wagner erklärte zunächst, seine Aufgabe sei es immer gewesen, den RBB so zu sehen, als wäre er "nicht Bestandteil" des Senders. Der Journalist weiter: "Das ist natürlich eine mentale Leistung, sich nicht beeindrucken zu lassen, wenn der Pressesprecher zum Beispiel sagt, dass der Chefredakteur des RBB nie Mitglied der Geschäftsleitung war. Meine Erkenntnisse aber sind: Er war es." In der ursprünglichen Version des Interviews sagte Jörg Wagner dann, dass "diese Passage" nachträglich aus dem Podcast herausgeschnitten worden sei. "Und das ist geschehen unter der Intendantin Ulrike Demmer."

Der RBB dementierte den Vorwurf umgehend und erklärte, Jörg Wagner habe zwei verschiedene Vorgänge verwechselt. Mittlerweile hat auch die "SZ" das Interview angepasst. Wagner sagt in der Online-Version des Gesprächs nun: "[...] Meine Erkenntnisse aber sind: Er war es. In einem anderen Fall wurde eine Gesprächspassage aus dem ‘Medienmagazin’-Podcast rausgeschnitten, weil der RBB eine Unterlassungserklärung abgegeben hatte und sich damit selbst unter Zugzwang setzte." Auf diese Unterlassungserklärung, die nicht im Zusammenhang mit dem damaligen Chefredakteur und seiner Rolle im RBB stehen soll, wies zuvor auch der RBB hin. Von Jörg Wagner heißt es jetzt noch, dass eine gerichtliche Überprüfung ergeben habe, dass die Berichterstattung zulässig gewesen sein soll - "auch wenn der RBB das anders sah".