SAT.1: Peinliche Panne bei "Star Search"
Bei der SAT.1-Castingshow "Star Search" fiel am Samstagabend bei der siebten Achtelfinal-Show der Voting-Computer aus, mit dem die Zuschaueranrufe ausgewertet werden sollte. Statt der Punktevergabe des Publikums stand nur eine "0" auf der großen Videowand als der Gewinner der Kategorie "Music Act ab 16" gekürt werden sollte.Moderator, Kandidaten, Jury, Zuschauer und selbst der Notar sind verwirrt. Es sollte Minuten dauern, bis man nach zwei mißlungenen Vorschlägen endlich zu einer Lösung des Problems fand. Die DWDL-Autoren Stefan Königsfeld und Sebastian Filipowski schildern die folgenden Momente jeweils aus ihrer ganz eigenen Sicht:
Und der Himmel tat sich auf...
Von Stefan Königsfeld
Auf dem Studiowall erscheinen 0 Punkte bei beiden Kandidaten. Erstaunte Gesichter bei den Akteuren auf der Bühne und Raunen im Publikum. Pflaume erkennt richtig, dass hier wohl ein Fehler vorliegen müsste. Er vertröstet immer wieder die Prime-Time-Zuschauer, die um diese Zeit eigentlich schon "Asterix" erwartet haben.
Pflaume richtet hilfesuchend den Blick gen Studiodecke und sein Beten wird erhört, der Regisseur meldet sich zu Wort. Man solle das Publikum durch Klatschen entscheiden lassen, da die vom Sender beauftragte Telefonfirma zur Ermittlung des Votes, die Daten nicht geliefert habe und der ganze Vote scheinbar fehlerhaft war.
Der Moderator scheint selber nicht glücklich mit der Lösung, die Zuschauer klatschen und der herbeieilende Notar gibt als Ergebnis bekannt, dass das Klatschen bei Kandidat Weisskopf lauter gewesen sei. Pflaume sagte vorher, dass er keinen Unterschied habe feststellen können. Buhrufe machen sich im Publikum breit, schnell unterbreitet der Notar die Möglichkeit des Auslosens, was jedoch auch nicht angenommen wurde. Schließlich äußerte sich auch noch die Jury mit Unmut über diese Methode.
Da öffnete sich wieder der Studiohimmel und die Stimme des Regisseurs gibt bekannt, dass beide Kandidaten morgen noch einmal auftreten und dann noch einmal abgestimmt werden soll. Erleichterung bei den Kandidaten, die sichtbar aufgeregt durch den ganzen Trubel waren. Aufregen werden sich sicherlich auch die zahlreichen Anrufer, die ihre Stimme abgegeben haben, die jedoch keine Gegenleistung dafür erhalten haben, weil ihre Stimme nicht gezählt wurde.
Aber die haben ja morgen noch einmal die Möglichkeit, die Kassen von SAT.1 zu füllen. Ein Lob jedoch an Kai Pflaume, trotz des ganzen Trubels blieb er verhältnismäßig ruhig. Spengemann und Hunziker wären sicherlich nicht so ruhig geblieben.
Und dann klatschen wir dreimal in die Hand...
Von Sebastian Filipowski
Und was sich dann abspielte, erinnerte stark, was im Volksmund als „Chaos“ definiert wird. Kai Pflaume kündigte die korrekten Ergebnisse noch an, als eine Stimme aus dem Off ihm über Lautsprecher sagte, dass es keine Ergebnisse geben werde. Das Publikum müsse durch Klatschen abstimmen und ein Notar werde entscheiden. Und so nahm das Drama seinen Lauf...
Beide Kandidaten bekamen ähnlich viel Applaus und Kai Pflaume schien schnell zu erkennen, dass er sich in einer denkbar schlechten Lage befand. Peinlich wirkten da die Versuche die Stimmung durch schlechte Witze aufzulockern. Deutlich war zu spüren, dass er in einer Zwickmühle steckte: Er durfte objektiv keine Partei ergreifen und als Gastgeber keine Statements geben, die der Sendung schaden. Nur ist "stillsein" auch keine Lösung. Und man ist ebenso wenig ein Gottschalk, nur weil man es schafft eine langweilige Sendung regelmäßig zu überziehen.
Kurzerhand entschied man sich wohl, Kai Pflaume eine Art „Sidekick“ zur Seite zu stellen, die tatsächlich noch wortkarger sein kann als er selbst: Der Herr Notar betrat die Showbühne, die immer mehr zur Theaterbühne mutierte. „Mo“ wurde durch ihn zum Sieger erklärt, sehr zum Protest der Gegenspielerin, die das Ergebnis kritisierte. Kombiniert mit Buh-Rufen musste der Notar daraufhin sein amtliches Ergebnis stillschweigend zurückziehen und agierte fortan nur noch als stumme Bauchredner-Puppe neben Kai Pflaume.
In den folgenden Minuten wurde fleissig diskutiert, wie man denn abstimmen sollte. Jury-Mitglied Rae Garvey, Frontman der Gruppe Raemonn, schien gar in der falschen Sendung zu sitzen, machte er doch darauf aufmerksam, dass Deutschland den Superstar suche und daher auch Deutschland abstimmen müsse. Auch Hugo Egon Balder und der Rest der Jury versuchten noch Vorschläge zu machen, bis Kai Pflaume endlich nach Minuten der Diskussion von der Stimme aus dem Off erlöst wurde.
Beide Kandidaten müssen morgen erneut antreten und es wird erneut gevotet. Fast schon fragend teilte der Regisseur das den Kandidaten mit, ob den auch alle einverstanden sind mit solcher einer Lösung. Alles in allem schien SAT.1 vorbereitet gewesen zu sein, wie der örtliche Kindergarten das alljährliche Kirschkernweitspucken beim Sommerfest.
Und bei einer Casting-Show, wo die Interpreten eine unterschiedliche Anzahl von Fans im Studio sitzen zu haben, das subjektive Publikum im Studio abstimmen zu lassen, ist dabei die absurdeste Methode seit der Erfindung des Hot Buttons bei Neun Live. Da stelle man sich einmal vor, dass ein Alexander Klaws durch Applaus von 200 Leuten im Studio zum Superstar gekrönt worden wäre...
Aber so schlimm ist das doch alles nicht: Eigentlich kann sich SAT.1 sogar riesig freuen. Die Kasse klingelt morgen gleich doppelt. Nicht nur, dass traditionell an den BHs von Frau Biedermann gespart werden kann, nein. Wir müssen ja morgen noch mal abstimmen – für 49 Cent pro Anruf. „Denn sie wissen ja, das Publikum kann die Entscheidung der Jury noch ändern.“ Und wenn das wieder nicht geht, klatschen wir einfach dreimal in die Hand.