Die Streichung von Informationsprogrammen ist für RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt kein Thema, wie sie im Interview mit der "Welt am Sonntag" bekräftigte, obwohl sich die Rendite damit kurzfristig sicherlich steigern lasse. Sie strebe jedoch nachhaltigen Erfolg an und "die Basis für nachhaltigen Erfolg im Fernsehen ist die Relevanz des angebotenen Programms", so Schäferkordt.
Für die Aufregung um die Streichung zweier Magazin-Formate sowie der Nacht-Nachrichten beim Konkurrenzsender Sat.1 hat sie dennoch keinerlei Verständnis. Sie habe "selten so viel Populismus und Hysterie erlebt wie in den vergangenen Wochen." Sie könne sich nicht erinnern, "dass auch nur einer der Kritiker, die jetzt bei der Absetzung so laut geschrieen haben, zum Start der Formate von einer Bereicherung des publizistischen Wettbewerbs schwärmte". Auch über die Negativschlagzeilen für den Konkurrenten mag sie sich nicht so recht freuen, schließlich werfe "die Debatte auf das gesamte Privatfernsehen ein schlechtes Licht".
Die im Zuge der Diskussion auch laut gewordenen Rufe nach strengeren Auflagen für Vollprogramme lehnt sie ab und schlägt stattdessen vor, positive Anreize zu schaffen statt immer nur mit Sanktionen zu agieren. "Zum Beispiel könnte sich die Frequenzvergabe oder die Platzierung in elektronischen Programmführern daran orientieren, wie viel Informationsprogramme gesendet werden", so Schäferkordt. Zudem könnten "Angebote von gesellschaftlichem Interesse wie Kultur oder Information auch ausgeschrieben werden. Wer sagt denn, dass so etwas nur Öffentlich-Rechtliche leisten können?"
An der derzeitigen Entwicklung Öffentlich-Rechtlichen lässt Schäferkordt ohnehin wenig Gutes. Sie bekennt sich zwar zu einem "starken dualen System", jedoch sei es "sicherlich nicht hilfreich, wenn ARD und ZDF ungebremst in Bereiche vorstoßen können, die nichts mit ihrem Auftrag zu tun haben". Schäferkordt kritisiert dabei etwa den Ausbau der Online-Aktivitäten oder den Umbau von "Eins Extra" zu einem Nachrichtensender. "Wenn ARD und ZDF alles dürfen und weiter beanspruchen, alle Verbreitungswege zu 50 Prozent zur Verfügung gestellt zu bekommen, bleibt Privaten kaum Raum für Entwicklung und keine Investitionssicherheit", mahnt die RTL-Chefin.