Foto: Rose d'OrLaut Festivaldirektor Urban Frye (Foto) ist die Rekordzahl von 402 TV-Programmen beim Komitee der Rose d'Or eingegangen. Davon wurden 75 Programme nominiert, die um eine der begehrten Rose d‘Or-Auszeichnungen in acht Kategorien antreten. Die feierliche Preisverleihung am kommenden Dienstag im Kultur- und Kongresszentrum Luzern bildet den Festival-Abschluss. Doch spannender als die Verleihung ist die Frage, wie sich das Festival an den Tagen zuvor präsentiert.
 
Im zweiten Jahr unter der Leitung von Freddy Burger Management muss die Rose d‘Or ihre Relevanz unter Beweis stellen. Im Vorfeld war klar: Bei den deutschen Sendern hält sich die Begeisterung für das Festival sehr in Grenzen. So bleibt z.B. die ProSiebenSat.1 Media AG der Rose d‘Or weitestgehend fern. An Internationalität fehlt es dem kleiner gewordenen Teilnehmerkreis allerdings auch weiterhin nicht.
 
Auf dem Konferenzprogramm steht u.a. die Frage nach der Kunst der Unterhaltung. Es geht dabei auch um die schwindenden Grenzen zwischen Genren und Medien. Über die am Samstag, Montag und Dienstag stattfindenden Panels wird das Medienmagazin DWDL.de auch in diesem Jahr wieder berichten. Auch in diesem Jahr der Mittelpunkt des Festivals: Die Filmkioske mit einer Vorschau auf das, was international im Bereich des Entertainment Television Programming im Trend liegt oder bald liegen könnte.
  
Foto: Rose dOrDie Ehrenrose der Rose d‘Or geht in diesem Jahr an Ben Silverman (Foto), Co-Chairman von NBC Entertainment und NBC Universal Television Studios. Zuvor hatte Silverman mit Reveille seine eigene TV-Produktions- und Distributionsfirma gegründet und war als einer der Executive Producer für die US-Adaption von „The Office“ ebenso verantwortlich wie für die Abnehm-Show, „The Biggest Loser“, die bei ABC laufende Serie „Ugly Betty“ oder die Showtime-Serie „The Tudors“, die in Kürze auch bei uns (ProSieben) läuft. Seine Firma Reveille hat ebenfalls die Neuauflage der US-Show „American Gladiators“ oder die MTV-Datingshow „Date my Mom“ produziert. Seit Silverman vor einem Jahr zu NBC wechselte, hat er seine Tätigkeit bei Reveille weitestgehend ruhen lassen und widmet sich nur noch Projekten, die er selbst vor seinem Wechsel zu NBC betreut hat.

Die Ehrenrose wird Personen verliehen, die sich in hohem Mass um das Fernsehen verdient gemacht haben. Die Auszeichnung erhält Ben Silverman am kommenden Dienstag im Rahmen der Preisverleihung. Zu den bisherigen Preisträgern der Ehrenrose der Rose d‘Or gehören u.a. Benny Hill, Quincy Jones, Monty Python, John de Mol und Ricky Gervais. Eine Begründung für diese Entscheidung liegt noch nicht vor. Stattdessen ein per Pressemitteilung verschicktes, etwas wirres Zitat von Festival-Leiter Urban Frye: „Ich gratuliere Ben Silverman zur Verleihung der Ehrenrose“. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass Frye ihm auch zur Ehrenrose selbst gratuliert.
 


Ob sich in diesem Jahr auch deutsche Produzenten gratulieren lassen können, klärt sich ebenfalls erst am kommenden Dienstag. Immerhin: Gleich zehn deutsche Produktionen sind im Rennen um eine Goldene Rose. Drei Mal auf der Nominierungsliste findet sich dabei RTL. So darf sich in der Kategorie "Sitcom" das noch gar nicht ausgestrahlte Format "Der Lehrer" von Sony Pictures Hoffnungen machen. Interessant dabei, dass nicht die Produktionsfirma sondern RTL das Format eingereicht hatte. Unter anderem tritt in dieser Kategorie übrigens auch britische Channel 4-Produktion "The IT-Crowd" an, deren deutsche Version unter dem Titel "iTeam - Die Jungs an der Maus" zu Jahresbeginn komplett gefloppt ist.

Grafik: DWDL.de; Logo: RTLAuch in der Kategorie "Reality" findet sich mit "Die Ausreißer" (produziert von Imago TV) ein RTL-Format wieder. Interessant ist hier auch eine weitere deutsche Nominierung: "Willkommen in der Nachbarschaft", ebenfalls von Imago TV. Das Format, in dem fünf Familien probeweise in ein Haus einziehen und die Nachbarn dann entscheiden, wer wirklich den Zuschlag bekommt, stand während seiner Ausstrahlung bei RTL II unter heftigem Beschuss. Die "Bild am Sonntag" etwa geißelte das Format schon vor der Ausstrahlung als "Hetz-Fernsehen von bislang unbekannter Dimension".

Weniger umstritten sind da schon die Nominierungen in der Kategorie "Comedy". So findet sich dort das von Sony Pictures produzierte Verstecke Kamera-Format "Böse Mädchen", das RTL bereits in eine zweite Staffel schickte. Besonders freuen dürfte man sich über eine mögliche Auszeichnung aber beim noch jungen Sender Comedy Central, dessen von Eyeworks produziertes Format "Kargar trifft den Nagel" ebenfalls auf der Nominierungsliste steht.

Grafik: DWDL.de; Logo: ZDFIm Bereich "Drama" darf zudem das ZDF auf eine Goldene Rose hoffen. Dort hob die Jury "2030 - Aufstand der Alten" auf die Nominierungsliste. Weitere deutsche Nominierungen: Im Bereich "Arts Documentary" die Sendungen "Dmitri Schostakowitsch - Dem kühlen Morgen entgegen" (LOFT music) und "Die Zukunft ist Jetzt! Chinas Kunst Avantgarde erobert den Markt" (Gebrueder Beetz Filmproduktion) sowie in der Kategorie "Performing Arts" "Mambo! Gustavo Dudamel live from Caracas", wobei Gustavo Dudamel auch noch als Bester Entertainer nominiert wurde. Keine deutschen Nominierten gibt es in den Kategorien "Entertainment" und "Game Show". Bei letzterem tritt aber "Beat the Blondes" an. Das Format, in dem ein Mann gegen 50 Blondinen antritt, lässt derzeit auch Sat.1 produzieren.