Logo: Berliner ZeitungDas Image der "Berliner Zeitung" ist nach dem öffentlich ausgetragenen Kampf zwischen der Redaktion und den Eigentümern bzw. dem Geschäftsführer offensichtlich angeschlagen. In einer Zeit, in der Redaktion und Gewerkschaften vor dem Verfall der journalistischen Qualität warnt, schwindet wohl auch langsam das Vertrauen der Leser.

Darauf lässt zumindest die Entwicklung der Abonnentenzahl schließen. So weist die "Berliner Zeitung" in den IVW-Zahlen 2/2008 nur noch 116.318 Abonnenten aus - das sind fast 15.000 weniger als noch ein Jahr zuvor. Ein Rückgang um fast 13 Prozent - und damit so hoch wie bei keiner anderen größeren Zeitung in Deutschland. Zudem sank auch die Zahl der Einzelverkäufe. Die gesamte verkaufte Auflage sank um rund 11.000 auf nun 165.902 Exemplare.

Der Berliner Konkurrent "Tagesspiegel" konnte im Gegenzug leicht zulegen und gewann immerhin 2.576 neue Abonnenten. Insgesamt stieg die Auflage leicht auf 149.431. Zuwächse können auch mehrere überregionale Titel verbuchen. Bei der "Süddeutschen" stieg die verkaufte Auflage um 1 Prozent auf 448.411, bei der "FAZ" um 1,4 Prozent auf 366.478, "Welt"/"Welt kompakt" steigerten sich um 1,3 Prozent auf 280.387, die "Frankfurter Rundschau" legte um 1,1 Prozent auf 153.247 verkaufte Exemplare zu. Doch Fakt ist: Die höheren Auflagenzahlen gehen auf eine gestiegene Anzahl an Bordexemplaren und sonstigen Verkäufen zurück, die bei der "Welt" sogar schon über 35 Prozent der Gesamtauflage ausmachen.

Getoppt wird das nur noch durch die "Financial Times Deutschland", die sogar 43,5 Prozent ihrer verkauften Auflage durch sonstige Verkäufe und Bordexemplare macht. Den Auflagenrückgang um 2,3 Prozent auf 100.919 Exemplare konnte das allerdings auch nicht verhindern. Damit zieht das "Handelsblatt" weiter davon, das seine Auflage sogar um 1,5 Prozent auf 145.103 steigern konnte. 

Boulevard im Rückwärtsgang

Die Boulevard-Medien kämpfen insgesamt weiterhin mit sinkenden Auflagenzahlen - allen voran wieder der Marktführer "Bild". Deutschlandweit ging die Auflage um 97.738 Exemplare auf 3.401.491 zurück, ein Minus von 2,9 Prozent. Doch auch beim "Express" (-1,7 Prozent auf 219.944), der "B.Z." (-1,7 Prozent auf 186.258), der "Hamburger Morgenpost" (-0,4 Prozent auf 115.285) und der "TZ" (-0,4 Prozent auf 150.603) ging die verkaufte Auflage zurück. Dass die Rückgänge nicht stärker ausfielen, haben alle - man ahnt es - einer steigenden Anzahl an Bordexemplaren und sonstigen Verkäufen zu verdanken.

Ungekrönter Meister dieser Bordexemplare und sonstigen Verkäufe ist im Boulevard-Segment aber die Münchner "Abendzeitung". Diese kann zwar eine um rund 2.000 Exemplare höhere verkaufte Auflage von nun 146.067 ausweisen, doch bei einem genaueren Blick zeigt sich: Die Zahl der Einzelverkäufe ging um rund 10 Prozent zurück und auch die Zahl der Abonnenten schrumpfte. Dafür zogen insbesondere die sonstigen Verkäufe an. Gemeinsam mit den Bordexemplaren machen sie nun schon fast 29 Prozent der gesamten Auflage aus.

Sonntagszeitungen: Strunz vom Regen in die Traufe

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Bei den Sonntagszeitungen heißt der große Verlierer "Bild am Sonntag". Dort sackte die Auflage um 5,3 Prozent auf 1.795.872 Exemplare ab. Der scheidende Chefredakteur Claus Strunz hat übrigens gleich beim nächsten Sorgenkind angeheuert: Das "Hamburger Abendblatt" gehörte mit einem Auflagenrückgang von 1,6 Prozent auf 250.763 verkaufte Exemplare ebenfalls zu den Verlierern. Im Einzelverkauf ging die Auflage sogar um 9 Prozent zurück, die Zahl der Abos um 3 Prozent.

Zurück zu den Sonntagszeitungen: Auch das zweite Springer-Blatt "Welt am Sonntag" büßte 0,6 Prozent seiner verkauften Auflage ein und landete bei 402.069 Exemplaren. Gewinner der letzten IVW-Zahlen war demzufolge die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", die ihre Auflage um 3,3 Prozent auf 333.658 Exemplare steigern konnte.