Logo: WAZSeit mehreren Monaten schwelt bereits die Finanzkrise und macht mittlerweile auch den Medienunternehmen das Leben schwer. Die Konjunktur schwächelt und die rückläufigen Werbebuchungen machen vor allem den Printhäusern zu schaffen. Zwar stellte Nielsen Media Research erst kürzlich ein Wachstum der Werbeausgaben fest, doch das wirkt sich eher auf die TV-Branche aus, während die Buchungen im Print-Geschäft zurück gehen. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht neue Sparmaßnahmen großer Verlagshäuser bekannt werden.

Gruner + Jahr, die WAZ-Gruppe, die "FAZ" und noch einige andere haben bereits Sparmaßnahmen bis hin zum massiven Personalabbau angekündigt. Bei zunehmendem Kostendruck bekommen vor allem die Wirtschafts-Journalisten die Auswirkungen gleich mehrfach zu spüren. "Man beobachtet, dass in den Redaktionen die Personaldecken immer dünner werden und gleichzeitig die Planbarkeit der einzelnen Themen stark abnimmt, weil die einzelnen Artikel auf Grund der sich stetig ändernden Lage fast im Stundentakt aktualisiert werden müssen", sagt Olaf Wittrock, Partner im Journalistenbüro Wortwert, bei dem er unter anderem für die Titel "Financial Times Deutschland, "Handelsblatt", "Impulse" und andere Wirtschaftsmedien arbeitet. Wittrocks Fazit: "Immer mehr Arbeit für immer weniger Kollegen".
 

 
Ein kleiner Lichtblick inmitten des schwächelnden Anzeigengeschäfts sind da die steigenden Reichweiten, die die Wirtschaftsmedien auf Grund des wachsenden Interesses an den Zusammenhängen der Krise derzeit erleben. So konnte zum Beispiel die "Financial Times Deutschland" ihren Absatz im Einzelverkauf seit Mitte September deutlich erhöhen. Bei 5.000 Exemplaren pro Tag stabilisiere sich derzeit die Auflage im Einzelverkauf, heißt es auf DWDL.de-Nachfrage bei Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien. Das entspricht einem Plus von rund 1.000 Exemplaren gegenüber den Vormonaten. Damit nähert sich der Titel wieder den Werten des vergangenen Jahres an, in dem täglich schon einmal etwas mehr als 5.000 Exemplare im Einzelverkauf über die Ladentheken gingen.

Foto: FTDUm rund 40 Prozent gegenüber den Sommermonaten konnte auch der Gruner + Jahr-Titel "Börse Online" zulegen, der im Einzelverkauf fast 15.000 Exemplare der Ausgabe 37/2008 absetzen konnte. Im dritten Quartal 2008 kam das Heft hier auf eine verkaufte Auflage von 12.719 Exemplaren. Keine auffälligen Mehrverkäufe, die mit der Finanzkrise erklärt werden könnten, lassen sich hingegen beim G+J-Titel "Capital" feststellen. Hier allerdings profitiert der Internet-Ableger von der Krise: Um 32,6 Prozent legten die Visits bei "capital.de" im September gegenüber dem Vormonat zu. Auch das Internetangebot der „FTD“ konnte stark zulegen. Um rund ein Drittel gestiegen sind im September gegenüber dem August auch die Seitenaufrufe beim Holtzbrinck-Angebot "handelsblatt.com".