Den Schuldenstand zu reduzieren - das sei eines der wichtigsten Ziele der ProSiebenSat.1-Führung, wie Vorstandschef Guillaume de Posch und Finanzvorstand Axel Salzmann auf einer Telefonkonferenz anlässlich der Vorstellung der Geschäftszahlen des dritten Quartals mehrfach betonten. Doch voran kommt der Konzern damit nicht so recht.
Zum Ende des dritten Quartals stand ProSiebenSat.1 mit 3,85 Milliarden Euro in der Kreide. Damit ist der Schuldenstand in den zurückliegenden drei Monaten noch einmal angewachsen: Zum 30. Juni lagen die Netto-Finanzverbindlichkeiten bei 3,69 Milliarden Euro - ein Anstieg um rund 160 Millionen Euro. Als Gründe dafür nannte CFO Salzmann dafür eine anteilige Zahlung der Kartellstrafe sowie die insgesamt schlechte Performance des Konzerns im dritten Quartal, in dem unter dem Strich sogar ein Verlust erwirtschaftet wurde.
Doch wie dringend der Konzern sein Schuldenproblem in den Griff bekommen müsste, zeigt schon ein Blick auf die Zinszahlungen. Laut Salzmann muss ProSiebenSat.1 allein 250 bis 260 Millionen Euro pro Jahr für die Bedienung der Zinsen aufbringen, ohne auch nur einen Euro der Schulden zu tilgen.
ProSiebenSat.1 geht aber immerhin davon aus, dass der Schuldenstand bis zum Ende des Jahres wieder auf 3,7 Milliarden Euro sinkt. Weitere Entlastung erhofft man sich vom Verkauf weiterer Beteiligungen. So soll das Pay-TV-Unternehmen C More bis Ende des Jahres verkauft werden. Den Wert des Unternehmens beziffert ProSiebenSat.1 mit über 320 Millionen Euro. Den Verkauf der niederländischen Verlags Veronica musste ProSiebenSat.1 aber vorerst stoppen - aufgrund der Finanzkrise konnte kein adäquater Kaufpreis erzielt werden.
Neben dem Verkauf von Konzernteilen muss ProSiebenSat.1 aber vor allem seine Einnahme- und Gewinnsituation wieder in den Griff kriegen. Im Ernstfall könnte dem Konzern sonst auch eine sofortige Fälligstellung der Kredite drohen, sofern bestimmte Kennzahlen wie etwa das Verhältnis von Ebitda und Verschuldung bestimmte Werte unterschreiten. Davon geht man bei ProSiebenSat.1 freilich nicht aus, wie CFO Salzmann betont. Doch natürlich bereite man sich auch auf ein derartiges Szenario vor. Alle möglichen Kaptialmaßnahmen, darunter etwa eine Kapitalerhöhung, würden für diesen Fall geprüft.