Aleskander RuzickaNach 64 Verhandlungstagen und einem auf 16 Monate gestreckten Prozess verurteilte das Wiesbadener Landgericht die ehemalige Media-Ikone Aleksander Ruzicka wegen schwerer Untreue zu elf Jahren und drei Monaten Haft. Mit dem Urteil blieb das Gericht zwar unter den vn der Staatsanwaltschaft beantragten 13 Jahren, jedoch weit über dem was Ruzicka sich erhofft hatte: Einen Freispruch. Mit einem "besonderen Maß an krimineller Energie" hat der 48-Jährige nach Auffassung des Gerichts 35 Millionen Euro veruntreut.

Als Deutschland-Chef von Aegis Media, einer der wenigen großen Player im sehr konzentrierten deutschen Media-Geschäft, die mit ihren Werbegeldern die werbefinanzierten deutschen Medienunternehmen faktisch kontrollieren, hat Ruzicka von 2002 bis 2006 von Medienunternehmen bei schlechten Einschaltquoten eingeräumte Rabatt-Werbeminuten an seiner Agentur vorbei privat weiterverkauft. Genutzt wurde dafür ein Geflecht aus Scheinfirmen und Treuhandgesellschaften. 68 Fälle hat das Gericht für das Urteil im Detail dokumentiert.
 
 
 
Die aufsehenerregende Ermittlung gegen Ruzicka war der Startschuss für zahlreiche Untersuchungen eines Geschäfts, bei dem eben oft nicht einmal die Beteiligten selbst wissen, was passiert. Laut Medienberichten hat der vorsitzende Richter Jürgen Bonk dies bei der Urteilsbegründung noch einmal ausgeführt. Demnach sei die Media-Branche für Außenstehende kaum zu durchschauen. Der Markt bewege sich in einer "Grauzone". Die Media-Agenturen würden sich imer mehr von klassischen Treuhändern hin zu einer eigenen Wirtschaftsstufe entwickeln.
 
Den Prozess vor dem Wiesbadener Landgericht hatten Ruzickas Anwälten immer wieder mit kreativen Mitteln verzögert. Eine angekündigte rückhaltlose Aufklärung sei Ruzicka allerdings trotz der Dauer des Prozesses schuldig geblieben, so Bonk. Eher im Gegenteil: Ruzickas Anwalt verteidigte die angewandten Methoden immer wieder als "kreativ" und "originell". Alles sei zum Wohl von Aegis Media geschehen. Für den früher für seinen nicht gerade bescheidenen Lebensstil berühmten Media-Manager brach bei Verkündung des Urteils am Dienstag laut Prozess-Beobachtern eine Welt zusammen.

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Der einst Hofierte will das Urteil anfechten. Es werde niemanden überraschen, dass er in Revision gehen wolle, erklärte Ruzickas Anwalt am Dienstag nach Urteilsverkündung. Sein Mandant sei unschuldig. Damit hat der Prozess noch kein finales Ende gefunden. Ebenso wie die Sorge, dass es ähnliche Praktiken auch woanders gab. Das Urteil gegen Ruzicka ist damit allenfalls ein vorläufiges Ende für ein undurchsichtiges Thema, dass die Medien- und Media-Branche noch weiterhin beschäftigen wird.