Echo 2004: Schlechte Show, verdiente Gewinner

Die Verleihung des Deutschen Musikpreis Echo stand an und die Prominenz der Musik- und Showbranche hatte sich in Berlin eingefunden, um sich selbst und ihre Künstler zu feiern. Mit dabei auch ein wenig Fußvolk.

Doch anders als zum Beispiel bei den Grammys mussten die gewöhnlichen Zuschauer mit einem Platz weit hinten vorlieb nehmen. Ausgenommen eine kleine Auswahl von Fans, die direkt vor der Bühne platziert wurden. Dies war zwar auch im vergangenen Jahr schon der Fall, doch gerade in diesem Jahr wurde deutlich, welch Fehlentscheidung die Sitzverteilung darstellt.

So freuten sich die Gewinner der ausgelobten Preise zwar in der Regel enorm über ihren Auszeichnung, doch gejubelt wurde nur in den hintersten Reihen der Riesenhalle: Mit gelangweilter Gelassenheit und Höflichkeitsklatschen vermittelten die Promis im Blickfeld der Kamera nicht gerade Glanz, Glamour und die große Inszenierung.

Überhaupt haperte es mit der Inszenierung: Tonprobleme machten vor Ort im Saal und auch bei den Fernsehsignalen zu schaffen. Die größte Panne blieb den Fernsehzuschauern allerdings noch erspart. Dank der verzögerten Ausstrahlung der Echo-Verleihung sahen die TV-Zuschauer nicht, wie Anastacia gleich zweimal singen musste, wie die "Bild"-Zeitung berichtet.

Merkwürdig ist ohnehin die Tatsache, dass sich ganz Deutschland darüber amüsierte, dass die Amerikaner aus Angst vor peinlichen Szenen oder ungewünschten Dankesreden, ihre Grammy-Verleihung sowie die Oscar-Verleihung mit Zeitverzögerung ausstrahlten. Wir lachen über die Amerikaner, die Sekunden oder Minuten verzögern falls jemand einen Busen zeigt und wir selber verzögern eine Show gleich um eine Stunde, weil wir Angst haben, dass wir es technisch nicht über die Bühne bekommen?

Anscheinend aber war die Verzögerung an diesem Abend ein Segen. Andernfalls würden wir erneut eine ausführliche Debatte darüber bekommen, ob wir überhaupt so glanzvoll feiern können, wie die Amis? So sahen die Fernsehzuschauer dann eine Show mit kleinen Pannen, die zum Teil auch durchaus für gute Stimmung sorgten. So platzte VIVA-Moderatorin Gülcan kurz vor ihrer Laudatio das Oberteil ihres Kleides, so dass Moderator Oliver Geissen als helfende Hand während der Laudatio von hinten ihr Kleid zusammenhielt.

Die größten Gewinner des Abends waren "Wir sind Helden". Die Berliner Band holte sich gleich vier "Echos" und war damit der höchst-dekorierte Act der diesjährigen Verleihung. Die schnelle Übersicht über alle Gewinner dieses Jahr oder: An wen die 26 "Echos" gingen...

Künstler National
Dick Brave

Künstler International
Robbie Williams

Künstlerin National
Yvonne Catterfeld

Künstlerin International
Shania Twain

Gruppe National
PUR

Gruppe International
Evanescence

Künstler/Künstlerin/Gruppe
Deutschsprachiger Schlager

Andrea Berg

Künstler/Künstlerin/Gruppe
Volkstümliche Musik

Hansi Hinterseer

Single National
Various "We Have A Dream"

Single International
RZA feat. Naidoo "Ich Kenne Nichts"

Dance-Act National
Scooter

Jazz National/International
Götz Alsmann "Tabu"

Nationaler Radio-Nachwuchs-Preis
presented by Mercedes-Benz

Wir sind Helden

Newcomer National
der Deutschen Phono-Akademie

Wir sind Helden "Die Reklamation"

Newcomer International
Nachwuchs-Preis

The Rasmus "Dead Letters"

Newcomer-Video National
Wir sind Helden "Müssen nur wollen"

Künstler/Künstlerin/Gruppe National
Seeed "Music Monks"

Künstler/Künstlerin/Gruppe International
50 Cent "Get Rich Or Die Tryin""

Künstler/Künstlerin/Gruppe National Alternativ
Wolfsheim "Casting Shadows"

Künstler/Künstlerin/Gruppe International Alternativ
Evanescence "Fallen"

Mediamann/Mediafrau
Werner Kimmig

Handeslpartner
Drogeriemarkt Müller/Nürnberg

Marketingleistung für ein nationales Produkt
Wir Sind Helden/EMI

Produzent/in
Dieter Bohlen "DSDS" , "Yvonne Catterfeld" etc.

Musik-DVD-Produktion
Herbert Grönemeyer "Mensch Live"

Lebenswerk
Howard Carpendale