Bild: Mediengruppe RTL DeutschlandErst wurde gelacht über das RTL-Dilemma mit dem verzögerten Umzug aller Firmen der Mediengruppe RTL Deutschland in die neue Zentrale in Köln-Deutz. Inzwischen jedoch ist die Komik der Tragik gewichen. Ursprünglich war der Einzug für den 1. April 2008 geplant. Lang ist es her. Inzwischen ist klar: Selbst 2009 wird man nicht mehr umziehen. In einem internen Rundschreiben wurden die Mitarbeiter der Mediengruppe RTL Deutschland unter der Überschrift "Partner können Zusagen nicht halten" über die Verschiebung des Umzuges auf das kommende Jahr informiert. Dies bestätigte RTL am späten Dienstagabend gegenüber DWDL.de.

Neu ist in dieser internen Mitteilung der scharfe Ton gegenüber dem Bauunternehmen HochTief. Während man bislang jede Verzögerung im Sinne der partnerschaftlichen Zusammenarbeit gemeinsam verteidigte, geht RTL jetzt auf Konfrontationskurs und nennt Namen. "Feste Zusagen und Termine" habe HochTief wiederholt verstreichen lassen. Gerade verstreiche der vierte offiziell genannte Termin ohne jede Folgen und eine kurzfristige Fertigstellung sei fernab jeder Realisierbarkeit. „Die Verzögerungen haben inzwischen ein Maß angenommen, das für uns inakzeptabel ist", heißt es weiter.Von Vertrauensverlust in die Ankündigungspolitik von HochTief ist die Rede.
 

 
Dort jedoch, das berichten in Köln "Express" und "Kölner Stadtanzeiger", sieht man die Probleme als weniger gering an. Zwar bestätigt man "Probleme mit der Inbetriebnahme und Koordination der Haustechnik", doch RTL sei ja bereits dabei die neuen Räumlichkeiten zu beziehen, so ein HochTief-Sprecher. Falsch ist das nicht: Erste Mitarbeiter des RTL-eigenen Facility Managements und Technikdienstleister CBC arbeiten bereits in der neuen Zentrale und sollen auch dort bleiben. Doch die fänden einen Komplex vor, der immer noch an vielen Stellen eine offene Baustelle sei, heißt es aus RTL-Kreisen.

Von Problemen bei der unterbrechungsfreien Stromversorgung sowie der Klima- und Sicherheitstechnik des Gebäudes ist die Rede. Der Umzug weiterer Unternehmensteile ist deshalb auf 2010 verschoben. Für die Vertragspartner von RTL werden die andauernden Verzögerungen immer teuerer: Die Sparkasse KölnBonn, die den neuen Bau als Generalmieter an RTL weitervermietet, ist zu einer Vertragsstrafe wegen Verzögerung verpflichtet. Die wird schon seit dem Nicht-Einhalten des Ursprungstermins im April 2008 fällig und beträgt nach Angaben des Kölner "Express" 600.000 Euro pro verspäteten Monat.

Und einen darüber hinaus weitergehenden Schadensersatz will RTL offenbar nicht ausschließen, wie dem internen Rundschreiben zu entnehmen ist. Immerhin hindert das Umzugsdesaster manche Programminvestion, die etwa RTL oder der Nachrichtensender n-tv mit der Inbetriebnahme neuer Studios planten. Auch hinkt die Arbeitssituation dem per neuer Dachmarke verordnetem Gemeinschaftsgefühl nach. Die Mediengruppe RTL Deutschland ist derzeit noch an diversen Standorten in Köln verstreut. Bis die alle gemeinsam unter einem Dach sitzen, dürfte noch ein Jahr vergehen. Denn nach Beginn des Umzuges rechnet man bei RTL mit einem sechsmonatigen Umzugsprozess - und am Ende über zwei Jahren Verspätung.