Chaos bei den Web- und IPTV-Angeboten der SenderWenn das Jahr 2009 einmal rückblickend mit einer Trendwende verbunden werden sollte, dann wird es wohl diese sein: Während man in den vergangenen Jahren auf den Medienkongressen der Republik gerne den Streit TV vs. Online oder Print vs. Online anfachte, so ist offenbar inzwischen bei allen Beteiligten die Erkenntnis gereift, dass es nicht um ein Gegeneinander sondern Miteinander der Medien geht. Diesen Wandel griff auch der Präsident des VPRT, Jürgen Doetz, am Montag bei der Medienwoche@IFA auf. Er saß zusammen mit Fernsehmachern sowie Vertretern von Microsoft und der Telekom zum Thema "Broadcast goes Internet".

Während sich mancher Diskussionsteilnehmer mit einer ungefragten Auslegung seiner Unternehmensphilosophie ins Abseits stellte, gab es jedoch erstaunlich interessante Aussagen insbesondere von Jürgen Hopfgartner, seines Zeichens Vice President Digital Media & Network Development MTV Networks North. Der Mann mit dem langen Titel brachte es kurz auf den Punkt: Nicht jedes neue Medium braucht neuen Content, so sein Standpunkt. Er bezieht sich damit auf die blinde Euphorie der vergangenen Jahre, wenn Webisodes, Internet-Serien oder MobileTV-Content als neue Medienformen gefeiert wurden.
 
 
 
Die Abrufzahlen, so Hopfgartner, zeigen jedoch, dass es nicht diese Inhalte sind, die abgerufen werden. Im Gegenteil beweise ein Erfolg wie Hulu.com in den USA, dass es die klassischen Medieninhalte - in diesem Fall TV-Inhalte - sind, die im Internet auch der Motor der Vermarktung sind. Der jahrelang beschworene User-Generated-Content etwas, hat sich als unvermarktbar herausgestellt. Das bestätigen inzwischen auch alle deutschen Video-Plattformen, die sich seit einiger Zeit unisono auf Premium-Content stürzen.

Da stimmte auch Marc Schröder, Geschäftsführer von RTL Interactive zu, der erst kürzlich bei der Vermarkter-Tour von IP Deutschland betonte, wie wichtig Longform-Videos sind. Aus seiner Sicht ist das Internet in erster Linie ein Kommunikations- und Handelsmedium. Eigene Inhalte habe das Web noch nicht geschaffen. Da dominieren die Medien Print und TV mit Text- und Bewegtbild-Angeboten. Man spürte förmlich das Oberwasser der Fernseh-Vertreter, die im Web inzwischen mehr Chancen als Konkurrenz sehen. Doch die Chancen muss man auch nutzen.