Bild: WDR/GörgenKurz vor den Weihnachtsfeiertagen kündigte ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke eine iPhone-Applikation der "Tagesschau" für das erste Quartal dieses Jahres an und versetzte damit die Verlagswelt in Aufruhr. Von Marktverzerrung war die Rede und der Ruf nach der Politik wurde erneut laut, da die ARD die Applikation kostenlos anbieten will. Schließlich sind die Inhalte der "Tagesschau" bereits durch die Gebührengelder finanziert.

Gegenüber der Wochenzeitung die "Zeit" äußerte sich nun NDR-Intendant Lutz Marmor, in dessen Haus ARD-aktuell angesiedelt ist, zum Vorhaben der mobilen "Tagesschau". Marmor taxiert die einmaligen Kosten für die Programmierung der Anwendung im niedrigen fünfstelligen Bereich. "Ich habe Verständnis für die Sorgen der anderen Seite, aber ein App ist wie ein Tropfen Wasser im Ozean des Internets. Sie wird nicht marktentscheidend sein", sagte er.
 

 

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Mit einer Beispielrechnung rückte Marmor zudem die Sorge von Springer-Chef Döpfner gerade, der durch die kostenfreie "Tagesschau"-App den Verlust tausender Arbeitsplätze befürchtet. "Wenn man die Jahreskosten eines solchen Arbeitsplatzes mit 40.000 bis 50.000 Euro bewertet, müssten Sie zur Refinanzierung von 1.000 Arbeitsplätzen auf 40 bis 50 Millionen Umsatz mit den Apps kommen", so Marmor.

Versöhnliche Töne im App-Zoff kommen aus der Landespolitik. Der in Rheinland-Pfalz für das Thema Medien zuständige Chef der Staatskanzlei Martin Stadelmaier äußerte gegenüber der "Zeit" die Auffassung, dass sich die Verlage mit  ihrer Auseinandersetzung über die Apps über die eigene Situation hinwegtäuschten. "Es kann auch nicht sein, dass wir den Öffentlich-Rechtlichen einen Verbreitungsweg komplett verbieten, nur weil er besser für die Privaten kommerziell nutzbar ist als andere", sage er der Zeitung. Allerdings forderte Stadelmaier auch, dass auch das iPhone-Angebot der "Tagesschau" dem Drei-Stufen-Test für digitale Angebote der Öffentlich-Rechtlichen unerzogen werden müsse.