Der Bericht des "Stern" über die dubiosen Methoden, mit der die durch "Bunte" beauftragte Berliner Agentur CMK Privatleben von Franz Müntefering, Oskar Lafontaine und Horst Seehofer herumspioniert haben soll, sorgt für Empörung bei Politikern. Thomas Oppermann, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, spricht gegenüber "Spiegel Online" von einem "unverschämten Übergriff in die Privatsphäre von Personen, die im öffentlichen Leben stehen".
Für Ex-Justizministerin Brigitte Zypries sind die Methoden "schlicht rechtswidrig". Dietmar Bartsch von der Linkspartei fordert gar eine persönliche Entschuldigung von Verleger Hubert Burda, in dessen Verlag die "Bunte" erscheint. Der Presserat lässt verlauten, dass die beschriebenen Methoden mit dem Pressekodex nicht vereinbar seien. Der "Stern" berichtet unter anderem von wochenlangen Beschattungen, präparierten Briefkästen und Fußmatten und eigens angemieteten Wohnungen zur Beobachtung der Politiker.
Bei Burda und "Bunte" wies man am Mittwoch hingegen bereits alle Vorwürfe zurück. Von den angeblichen dubiosen Methoden bei CMK habe man nichts gewusst, die Vergabe solcher Aufträge an externe Agenturen sei üblich. In der Berichterstattung des "Stern" witterte die "Bunte" vielmehr eine Verleumdungskampagne eines Mitbewerbers und kündigte daher rechtliche Schritte an. Am Donnerstag präzisierte man, dass zunächst eine Unterlassungsklage vorbereitet werde und man zudem auch Schadensersatz-Ansprüche prüfe.
Beim "Stern" bleibt man angesichts dessen gelassen: Der "FAZ" sagte "Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn: "Worin besteht die Verleumdung? Wir haben eine klare Faktenlage." Die "Bunte" sage schließlich nur, dass sie von den Methoden nichts gewusst habe - das habe der "Stern" allerdings auch nicht behauptet. Zudem habe man die "Bunte" im Artikel bereits zu Wort kommen lassen. Am Donnerstag legte der "Stern" jedenfalls noch einmal nach und stellte auf Stern.de noch ein Video unter anderem mit kurzen Einlassungen seiner Informanten online.
Am Nachmittag rechtfertigte die "Bunte"-Chefredaktion zudem die Berichte und das Nachforschen im Privatleben von Politikern - mit einer doch recht weit hergeholt wirkenden Begründung. Zitat: "Spitzenpolitiker wie Franz Müntefering haben Vorbildfunktion. Ihr Privatleben ist daher für die Öffentlichkeit von Bedeutung, weil sie Leitfiguren unseres Wertesystems sind. Ihr privates Verhalten hat daher Auswirkungen auf die Moral der Gesellschaft und damit unter Umständen auch auf politische Entscheidungsprozesse."