BunteDie Spitzel-Affäre um die Zeitschrift "Bunte" beschäftigt auch die Politik. Das verwundert kaum - waren es doch Politiker, über die die von der Zeitschrift beauftragte Agentur CMK private Details in Erfahrung bringen sollte. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hat sich nun Renate Künast, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, an den geschäftsführenden Gesellschafter und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Hubert Burda gewandt.

Von Burda erwartet Künast dem Bericht zufolge eine Entschuldigung. "Sie müssen öffentlich klarstellen, dass weder das Vorgehen der beauftragten Agentur noch die in diesem Zusammenhang erklärte Auffassung der 'Bunte'-Redaktion und ihrer Chefredakteurin vom Umgang mit dem Privatleben von Politikern dem publizistischen und verlegerischen Selbstverständnis Ihres Hauses entsprechen", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" aus dem Brief, den Künast an Burda schrieb.
 

 

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Weiter heißt es in dem Bericht, Künast habe sich auch an Bundestagspräsident Norbert Lammert gewandt. Darin habe die Grünen-Politikerin ausgeführt, dass in den Recherchen über Oskar Lafontaine und Franz Müntefering ein Verstoß gegen den Grundsatz "Privat ist, was beruflich keine Relevanz besitzt", zu sehen sei. Dabei stehe für sie nicht die Pressefreiheit zur Debatte, sondern "ein Missverständnis von Pressefreiheit". Künast argumentiert, die Mitglieder des Bundestages hätten ein Recht auf eine Klarstellung durch Burda.
 
Im Laufe des heutigen Dienstags hat "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel auf das Schreiben Künasts reagiert. Sie antwortet der Politikerin, Künast mache "verallgemeinernde Vorhaltungen". Dabei stütze sie sich "auf eine höchst fragwürdige Veröffentlichung" und verkenne die Aufgabe der Presse. Riekel bekräftigt, dass ihre Redaktion recherchiere, wenn Hinweise vorlägen, dass "Politiker die Öffentlichkeit und die Wähler in moralischer Hinsicht täuschen oder möglicherweise Beispiel gebend in Beziehung oder Privatleben Maßstäbe setzen, die zu gesellschaftlichen Diskussionen führen".

In den Augen Riekels liefert die Beziehung eines Politikers zu einer wesentlich jüngeren Frau ebensolchen "gesellschaftlichen Diskussionsstoff" wie die die Beförderung von Politiker-Freunden in hohe Ämter, und bedarf entsprechend einer genaueren Beobachtung durch die Presse. Daher sei es "korrekter Journalismus, solchem und ähnlichem Verhalten von Politikern nachzugehen". Zu ebenso aufklärungsbedürftigen Themen zählen für Riekel die vierte Scheidung oder Alkoholprobleme eines Politikers.

In rechtlicher Hinsicht führt Riekel aus, dass über das Privatleben prominenter Personen berichtet werden dürfe, "wenn dies der Meinungsbildung zu Fragen von allgemeinem Interesse dienen kann". Riekel legt einmal mehr Wert auf die Feststellung, dass man bei der Auswahl der Agentur CMK "die angemessene journalistische Sorgfaltspflicht gewahrt" habe.