
Als Paradebeispiel musste selbstverständlich "Spiegel Online" herhalten. Davon, dass das Online-Angebot des Hamburger Nachrichtenmagazins auch zum Impulsgeber für die abendlichen Nachrichten geworden ist, ist Peter Frey, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios und ab April neuer Chefredakteur des Mainzer Senders, fest überzeugt. Entsprechend fänden Themen, die "Spiegel Online" während eines Tages setze, immer häufiger auch den Weg in die "heute"-Sendung. Gleichzeitig plädierte Frey aber auch für "originelle Gedanken" und eigenständige Analysen.
Dennoch: "Spiegel Online" sei zu einem "Referenzmedium" geworden, sagte Frey und rechnet den Nachrichten-Websites eine wachsende Bedeutung zu - so viel Bedeutung, dass sie den klassischen Nachrichtenagenturen seiner Meinung nach zunehmend den Rang ablaufen. So habe sich "Spiegel Online" zu einer "Nachrichtenagentur für jedermann" gewandelt, so Frey in Richtung des neuen dpa-Chefs Wolfgang Büchner.

Denn ein Problem bleibt - und das dürfte jedem auffallen, der häufig auf bekannten Nachrichten-Portalen unterwegs ist: Nicht selten gleicht eine Seite der anderen, weil stets mit identischen dpa-Meldungen eröffnet wird. "Die Gefahr ist groß, dass am Ende alle das gleiche machen", so Peter Frey. "Wo bleibt die Vielfalt?", fragte schließlich "sueddeutsche.de"-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs in die Runde. "Die eigentliche Souveränität besteht darin, eine andere Meldung zu nehmen als andere."