
Einigkeit herrschte bei den Diskutanten darüber, dass Schnelligkeit nicht der wichtigste Gradmesser bei der Verbreitung von Nachrichten im Internet sein kann, auch wenn die Versuchung in Anbetracht von Twitter & Co. unfassbar groß ist. "In der Mehrheit der Fälle ist Schnelligkeit irrelevant", sagte Claudia Spiewak, die als Chefredakteurin des NDR-Hörfunks zugleich Programmchefin bei NDR Info ist. Der Nutzer nehme letztlich gar nicht wahr, wer zuerst von einem Ereignis berichtete und forderte, sich künftig wieder verstärkt "auf alte Tugenden" zu besinnen.
Ähnlich äußerte sich auch dpa-Chef Büchner: "Müssen wir die ersten sein? Ich glaube nicht." Die "Geschwindigkeitsfalle" sei letztlich für alle Nachrichtenanbieter eine Gefahr. "Wir müssen im Zweifel auf Nachrichten verzichten oder mit ihnen warten, bis wir sie richtig verifiziert haben." Das trifft nicht zuletzt auch auf den umstrittenen Kurzmitteilungs-Dienst Twitter zu, mit dem auch die dpa schon ihre Erfahrungen machen durfte. Nach dem Tod von Popstar Michael Jackson gehörte auch der britische Außenminister David Milband zu den Trauernden - ärgerlich nur, dass Miliband seine Trauer via Twitter gar nicht selbst bekundete, sondern ein Unbekannter unter dessen Namen schrieb. Eine Falschmeldung der dpa war die Folge.
Das diesjährige Motto der Mainzer Tage, "Wer traut wem in der vernetzten Welt?", könnte bei dem geschilderten Fall kaum passender ausfallen. Vertiefende Recherche, wie sie Hans-Jürgen Jakobs forderte, ist wohl die Lösung des Dilemmas. Gute Vorsätze gab es am Montag von allen Seiten zu zu hören - doch können diese auch tatsächlich eingehalten werden? Eine endgültige Beantwortung dieser Frage steht verständlicherweise auch nach der Runde auf dem Lerchenberg aus. Den hohen Stellenwert des Internets unterstrichen jedoch alle Diskutanten, wenngleich die Schwerpunkte unterschiedlich zu liegen scheinen.

Peter Frey regte daraufhin an, möglicherweise das thematische Spektrum zu erweitern. Was genau er damit meint, ließ es jedoch bei der Podiumsdiskussion offen. Überzeugen kann man sich vom erweiterten Spektrum möglicherweise schon ab April, wenn er seinen Dienst als ZDF-Chefredakteur antreten wird. Dann dürfte sich auch zeigen, inwiefern der von ihm angesprochene thematische Einfluss von "Spiegel Online" auf die "heute"-Nachrichten wachsen wird oder ob es am Ende nicht doch gelingt, dem eigenen Anspruch gerecht werden und verstärkt eigene Themen setzen zu können. Eines ist jedenfalls gewiss: Am Netz kommt so schnell niemand vorbei.