Foto: UnitymediaMit der Übernahme des Kabelunternehmens Unitymedia durch John Malones Liberty Global begann um die Jahreswende eine neue Ära im deutschen Kabelmarkt: Erstmals seit langer Zeit ist wieder ein strategischer Investor im Spiel, der vermutlich manchen Schub für die Branche mitbringen wird. Allerdings kann Unitymedia auch auf eine bewegte Zeit voller strategischer Schachzüge zurückblicken. Vor allem der Zuschlag bei den Bundesligarechten und die Gründung von Arena hielten die Branche ab Ende 2005 in Atem.

Das ambitionierte Vorhaben scheiterte – auch wenn Unitymedia finanziell mit Gewinn aus dem Bundesligaabenteuer herauskam. Damals fragte man sich: Was treibt das Kabelunternehmen bloß, dem Pay-TV-Platzhirsch Premiere nach vielen Jahren die Rechte wegzuschnappen und eine eigene Struktur für die Bundesligaberichterstattung aufzubauen? Erstmals sprach nun Parm Sandhu über die Hintergründe des Deals. Sandhu war bis Anfang dieses Jahres Chef von Unitymedia. Mit dem Eigentümerwechsel verließ er das Unternehmen. In seiner Rede auf dem Sportrechtekongress Sports Media Summit erklärte er in der vergangenen Woche die Zusammenhänge "als freier und unabhängiger Mann".
 

 
Die große Überraschung: Ausgerechnet der Deutschen Telekom, die derzeit den Kablern mit ihrem Fernsehangeobt T-Home Entertain das Leben schwer macht, stellt Sandhu eine günstige Prognose aus – auch wenn die Angebote von Bezahlanbieter Sky und T-Home inhaltlich nahezu identisch seien. "Der Schlüssel zum Erfolg ist die Pflege der Kundenbeziehung, das Marketing und die Möglichkeit, den Kunden Fernsehangebote gebündelt mit Internet und Telefon anzubieten. In anderen Worten: Triple Play", erklärte der ehemalige Unitymedia-Chef.

Hier sieht Sandhu den Bezahlanbieter Sky, der aus seinem ehemaligen Gegner Premiere hervorging, in der Sackgasse. Und dies war auch der Ausgangspunkt des Arena-Abenteuers. So habe Sandhu ab 2005 Premiere mitvermarkten wollen, um attraktiven Content für das frisch gestartete Triple-Play-Angebot zu haben. Der damalige Premiere-Chef Georg Kofler allerdings habe laut Sandhu kein Interesse gehabt. "Seine Vorstellung handelte von Vorherrschaft, totaler Exklusivität und totaler Kontrolle über alle Plattformen – und nicht von Kooperation", sagte Sandhu in seiner Rede.
 
Dennoch wollte Unitymedia seine Triple-Play-Angebote mit atrraktiven Inhalten pushen –  und entschied sich, für die Bundesligarechte zu bieten. "Wir wollten Kofler oder Premiere nicht beschädigen –  wir haben gehofft, ihn von einer Kooperation überzeugen zu können", versichert Sandhu. "Meine Intention war es, die Satelliten-Rechte an Kofler zurückzugeben und im Kabel zu einem Wholesale-Deal mit Kofler zu kommen". Aber Kofler wollte nicht, da er laut Sandhu auf Schiffbruch bei Unitymedia hoffte. Also musste das Unitymediaangebot Arena schließlich mit einer eigenen Satellitenplattform an den Start gehen.
 
Lesen Sie auf der folgenden Seite, wie es doch noch zu einer Einigung mit Premiere kam und worin Sandhu die Probleme mit dem Kartellamt begründet sieht.