Grafik: DWDL.deBereits seit dem Sommer 2003 blickt das Medienmagazin DWDL.de auf die jeweils zurückliegende TV-Saison und analysiert die Erfolge aber eben auch Misserfolge der großen deutschen Fernsehsender. Dabei geht es nicht um eine inhaltliche Bewertung, sondern um die erzielten Einschaltquoten. Auch diese werden detailliert unter die Lupe genommen: Ein einfacher Vergleich zum Sender-Durchschnitt wäre fatal, weil oft von völlig falscher Aussagekraft. So werden beispielsweise auf gewissen Sendeplätzen bewusst niedrigere Quoten in Kauf genommen - etwa besonders auch dann, wenn die Formate kostengünstig für die Sender sind. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch: Kostspielige Formate sind nicht automatisch nur beim Erreichen des Sender-Durchschnitts ein Erfolg.

Deswegen erstellt DWDL.de aus Prinzip kein Ranking der TV-Flops. Stattdessen gibt es seit je her schriftliche Detailanalysen der einzelnen Formate. Sie machen das Urteil der DWDL.de-Redaktion nachvollziehbar und erklären, was vielleicht nicht direkt auf den ersten Blick ersichtlich ist.  Das ist Tradition seit 2003. Im Jahr 2007 haben wir die Berichterstattung über die TV-Flops der Saison in der heutigen Form eingeführt. Und das ermöglicht uns Vergleiche. Werfen wir also doch mal einen Blick zurück. Gibt es diesmal mehr Flops als in den Jahren zuvor? Wer verzeichnet die meisten Misserfolge? Und hat sich da zwischen den Sendern etwas verschoben?

In der TV-Saison 2009/10 kürte die DWDL.de-Redaktion insgesamt 70 gefloppte Formate der vergangenen Saison. Die erfreuliche Nachricht: Es sind weniger als in den Vorjahren. In der TV-Saison 2008/09 waren es 82, in der Saison davor 74 und im Fernsehjahr 2006/07 noch 75 TV-Flops. Von einer Tendenz zu sprechen, wäre allerdings zu viel. Doch vielleicht bringt der Blick auf die einzelnen Sender interessante Erkenntnisse? Besonders beim Blick auf die großen Privatsender RTL, Sat.1 und ProSieben? Und die Zahlen belegen in der Tat zwei interessante Entwicklungen.

Während ProSieben sich bei den TV-Flops in den vergangenen vier Jahren recht konstant entwickelte und keine Tendenz erkennbar ist, sieht man sie dafür beim Schwestersender Sat.1. In der Saison 2006/07 (14 Flops) verflog die damalige "Verliebt in Berlin"-Euphorie mit dem Ausstieg von Lisa Plenske und der damit verbundene Erfolg verflüchtigte sich so langsam. Wie schlimm das für den Sender wurde, zeigte sich allerdings erst 2007/08 (21 Flops) sowie 2008/09 (20 Flops). 

Es wurde einfach extrem viel experimentiert, doch nichts führte Sat.1 zum erhofften Erfolg. Die jetzt endende Saison lief da schon deutlich besser. Zwar mangelte es sicher nicht an prominenten Experimenten, aber es gab deutlich weniger neue Formate etwa am Freitagabend. Und bei den deutschen Serien gelang am Montagabend ein Überraschungserfolg. Zuvor war besonders das Genre der eigenproduzierten Fiction sehr oft bei den Flops vertreten. Der Rückblick zeigt hier also: Die schwerste Zeit scheint der Sender hinter sich zu haben - trotz großer Baustellen voraus.

Auch bei der Entwicklung der TV-Flops beim Marktführer RTL lässt sich Tendenz ablesen - und zwar eine eindeutige. Nach 24 Flops in der TV-Saison 2006/07 waren es im Folgejahr nur noch 12 und in der vorletzten Saison (08/09) sowie dem gerade endenden Fernsehjahr nur noch zehn Flops. Eine positive Entwicklung bei den Kölnern. Die Erklärung ist einfach: Vor vier Jahren experimentierte RTL noch zahlreich mit neuen Comedyformaten am Freitagabend, die keinen Erfolg hatten. Dazu kamen gefloppte eigenproduzierte Serien und die Großbaustelle Daytime. Diese Problemzonen hat RTL geklärt - und verzeichnet deutlich weniger Misserfolge als noch vor wenigen Jahren.