Kai GniffkeEin kleines Programm sorgte vor den Weihnachtsferien für große Aufregung: Gegenüber der dpa kündigte Kai Gniffke (Bild), Chefredakteur von ARD aktuell und damit Herr über die "Tagesschau" im Dezember an, die Inhalte von "tagesschau.de" künftig auch über eine Anwendung für das iPhone aus dem Hause Apple zugänglich zu machen. Die Ankündigung kam kurz nachdem der Springer-Verlag seine eigenen iPhone-Apps für "Bild" und "Welt" gestartet hatte und damit Anlauf nahm, ein Bezahlmodell für Smartphone-Content zu etablieren.

Entsprechend groß war die Empörung gegen das kostenlose Angebot, das die ARD plante - vor allem im Springer Verlag. Man befürchtete eine "nicht tolerierbare Marktverzerrung", Vorstandschef Mathias Döpfner ließ sich in diesem Zusammenhang zwischen den Jahren gegenüber "Focus" zu einer apokalyptischen Warnung hinreißen: "Wenn sich bezahlte Applikationen auf mobilen Geräten nicht durchsetzen, wird dies Tausende Arbeitsplätze in der Verlagsbranche kosten". Verbände waren alarmiert und versuchten wiederum die Politk zu alarmieren. Das ist nun alles fast ein halbes Jahr her - das zweite Quartal des Jahres neigt sich seinem Ende entgegen. Wann kommt denn nun die "Tagesschau"-App?
 

 

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"Das lässt sich zur Zeit nicht konkret beantworten. Wir befassen uns intensiv mit der Entwicklung im Medienbereich und auf dem technischen Sektor und werden zu gegebener Zeit über mögliche Applikationen entscheiden", so ein Sprecher des NDR, bei dem ARD aktuell angesiedelt ist, auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de.

Rudert die ARD zurück? Nimmt man sich gar die Mahnung des Rundfunkates des WDR zu Herzen, der empfohlen hatte, die App auf Eis zu legen, bis die Frage nach deren Zulässigkeit geklärt sei? Mitnichten. "Die grundsätzliche Entscheidung, dass die Tagesschau-App auf dem iPhone angeboten wird, ist bereits getroffen", heißt es weiter. Noch befinde sich das Programm in der Entwicklung.  "Mit einer Einführung noch vor der Sommerpause ist nicht zu rechnen", so der NDR.

Eine Diskussion war unter anderem auch darüber entbrannt, ob es sich bei einer Smartphone-App eines öffentlich-rechtlichen Anbieters um ein neues Telemedien-Angebot handelt, das den Dreistufentest durchlaufen muss, oder ob man mit dem Programm lediglich einen neuen Verbreitungsweg für bereits vorhandene Telemedien nutzt. Eine diesbezügliche Klärung steht noch aus. "Diese Frage kann allein der Rundfunkrat entscheiden. Bislang hat der Rundfunkrat eine App nicht als neues Angebot eingeschätzt", so der NDR-Sprecher.