Erste Details sickerten bereits im "Spiegel" durch, nun hat das ZDF offiziell die beiden Untersuchungen zum Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch in der vergangenen "Wetten, dass..?"-Ausgabe vorgestellt. Auf einer rund einstündigen Pressekonferenz in Köln wurden Details präsentiert, die den Sender entlasten - dennoch kündigten die Verantwortlichen Konsequenzen an.
Der vom ZDF mit der Untersuchung des Unfalls beauftragte Gutachter Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann von der Sporthochschule Köln hat auf der Grundlage von Videomaterial mit einer Computersimulation den Unfall selbst sowie erfolgreiche Sprünge rekonstruiert und analysiert. Technische Fehler oder ein Versagen der Sprungstützen konnten nicht nachgewiesen werden. Die Ursache liegt demnach in Bewegungsfehlern in der späten Phase des Anlaufs und beim Absprung selbst.
Koch setzte bei seinem Unfall-Sprung offenbar anders an als gewohnt, sodass es zu der Kollission mit dem Auto kam. Der im Anschluss ohne jegliche Steuerung erfolgte ungebremste Sturz lässt den Schluss zu, dass Koch bereits durch die Kollission das Bewusstsein verlor. Anders als in den Proben war der Kandidat nicht mehr in der Lage, den Sprung kontrolliert abzubrechen. In der vorgestellten Wissenschaftlichen Expertise heißt es: "Die biomechanischen Ursachen, die zum Unfall geführt haben, konnten als nachhaltige Bewegungsfehler der späten Phase des Anlaufs und im Absprung mit den Sprungstelzen identifiziert werden."
Die Risikoeinschätzung sei ausgewogen gewesen, sodass auch eine Matte auf dem Auto nicht zur Vermeidung des Unfalls hätte führen können. Auf Nachfrage von Journalisten, woher die ungewohnte Absprunghaltung des Kandidaten mit früh nach oben gehenden Armen komme, wusste auch Brüggemann keine Antwort. Gründe für diesen anderen Bewegungsablauf seien "reine Spekulation. Ich kann nicht erklären, warum er diese Bewegung gewählt hat." Das ZDF wies darauf hin, dass der Kandidat allerdings nachweislich in der Lage gewesen sei, die Sprünge zu realisieren, wie die Auswertung des Videomaterials und der schriftlichen Unterlagen ergab.
Demnach seien auch die notwendigen und möglichen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten worden. Auch ein anderer Bodenbelag hätte den Unfall und die dabei entstandenen Verletzungen nicht verhindern können. "Das wissenschaftliche Gutachten von Prof. Brüggemann wie auch die interne Untersuchung der Wette haben gezeigt, dass der Unfall auf eine Verkettung unglücklicher Umstände zurückzuführen ist", sagte ZDF-Intendant Markus Schächter am Mittwoch vor Journalisten in Köln.
"Das Ergebnis relativiert nicht unsere Verantwortung, aber es zeigt, dass kein schuldhaftes Verhalten zu dem Unfall geführt hat", so Schächter. "Trotzdem müssen wir im Nachhinein die Einschätzung des Risikos kritisch bewerten und daraus Konsequenzen für die Zukunft ziehen. Die Auswahl der Wetten wird künftig nach strengeren Kriterien als bisher erfolgen." ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut ergänzte, dass die Wette vom Sicherheitsingenieur der Show mehrfach begutachtet und auf Machbarkeit hin untersucht wurde - "weil allen bewusst war, dass es sich um eine schwierige sportliche Wette mit einem ungewöhnlichen Sportgerät handelt", so Bellut.
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