
Maschmeyer, Gründer des Finanzdienstleisters AWD, will die Sache nun strafrechtlich prüfen lassen, kündigte er an. Die Redaktion des NDR-Magazins "Panorama" widersprach den Aussagen umgehend. "Dieser Vorwurf ist eben so wenig zutreffend wie Maschmeyers ständige Behauptung, er habe 'Panorama' ein ungeschnittenes Interview angeboten. Wir kennen die Familie von Herrn Maschmeyer überhaupt nicht." Seine aktuelle Partnerin Veronika Ferres sei von "Panorama" niemals angesprochen worden, auch nicht in Situationen, in denen die Gelegenheit bestanden hätte.
"Panorama" habe lediglich monatelang versucht, per E-Mail, Fax und Telefonanrufen Carsten Maschmeyer zu einem Interview zu bewegen. Bislang habe er sich stets verweigert. Das Gesprächsangebot an den früheren AWD-Chef bestehe aber weiterhin, so die "Panorama"-Redaktion. Unterdessen hat auch der NDR-Rundfunkrat über die Dokumentation und die Folgen gesprochen. Die Vorsitzende des Rundfunkrates, Dagmar Gräfin Kerssenbrock, kritisierte den Versuch, Druck auf investigativ recherchierende Journalisten dadurch auszuüben, dass man ihre Arbeit auf strafrechtlich relevantes Verhalten hin mit Hilfe eines Gutachtens untersuchen lässt.
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Auch dagegen wehrte sich Maschmeyer nun in der "SZ": "Natürlich haben wir diese Produkte nur Anlegern vermittelt, die danach gefragt und in einem Protokoll bestätigt haben, dass sie über Risiken aufgeklärt wurden". Zugleich räumte er Fehler ein: So hätte AWD "rote Listen" für stark schwankende Aktien einführen müssen. Die Tatsache, dass Gerhard Schröder später bei AWD auftrat, habe nichts mit seiner Freundschaft zum Altkanzler zu tun: Das sei eine "Motivation" für die Mitarbeiter gewesen, "deswegen machen Politiker gerne deratige Veranstaltungen".
Unmittelbar vor der Ausstrahlung der Dokumentation hatte sich eine Hamburger Anwaltskanzlei in einem rund 80-seitigen Schreiben an sämtliche Intendanten der ARD gewendet - mit dem Ziel, die Ausstrahlung zu verhindern. Ohne Erfolg: Der halbstündige Film wurde ausgestrahlt. Allerdings musste der NDR die umstrittene Doku für die ARD-Mediathek nach Eingang einer Einstweiligen Verfügungen umschneiden. Ein schnelles Ende des Streits scheint nach den jüngsten Vorwürfen allerdings nicht in Sicht zu sein.