Bislang setzten die deutschen Sender im Video-Bereich im Web rein auf ihre eigenen Angebote. Wer komplette Sendungen im Web noch einmal sehen wollte, kann das zwar für sieben Tage lang in der Regel kostenlos tun, allerdings nur bei den einzelnen Angeboten des jeweiligen Senders. In Amerika gibt es mit "Hulu" hingegen eine Plattform, auf der nicht die Sender, sondern unterschiedlichste Produktionsfirmen ihre Serien auf einem gemeinsamen Angebot zum Abruf bereitstellen - was für die potentiellen Zuschauer fraglos der komfortablere Weg ist.

In Deutschland zögerten die beiden großen Privatsendergruppen lange, ehe im Sommer vergangenen Jahres dann doch Pläne für eine gemeinsame Video-Plattform der Mediengruppe RTL und ProSiebenSat.1 bekannt worden, an der sich auch weitere Sender wie ARD und ZDF oder kleinere Privatsender hätten beteligen sollen. Doch schon im Herbst zeichnete sich ab, dass das Kartellamt offenbar größere Bedenken hat. Nun sieht es ganz danach aus als stünde die gemeinsame Video-Plattform komplett vor dem Scheitern.

 

 

Wie die "Financial Times Deutschland" berichtet, ließ das Bundeskartellamt, das in den vergangenen Monaten das Vorhaben intensiv geprüft hatte, ProSiebenSat.1 und der RTL-Gruppe mitteilen, dass in der bisher geplanten Form keine Genehmigung zu erwarten wäre. Ein Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland sagte gegenüber der "FTD": "Ziel der Gespräche war eine Freigabe des Projekts auch unter Auflagen. Am Ende jedoch waren die Vorstellungen des Amtes für uns nicht akzeptabel."

Das Kartellamt hatte zuletzt gefordert, die Plattform für jedwede VoD-Angebote zu öffnen. Ein Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland dazu: "Die vom Bundeskartellamt geforderte Offenheit hätte die Qualität des Angebots konterkariert. Die Plattform war von Anfang als ein senderoffenes Angebot zur zeitversetzen Nutzung von linearen und professionellen Inhalten geplant. Erst am Ende der Gespräche hat das Amt die Erweiterung des Angebots ins Unendliche verlangt."

Bis zum 10. März haben ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe nun Zeit, Stellungnahmen zum sich abzeichnenden Veto beim Bundeskartellamt einzureichen, erst danach werden die Kartellwächter eine endgültige Entscheidung fällen. Fällt diese negativ aus, dürften die Sender eine gerichtliche Überprüfung der Entscheidung einleiten. Auf absehbare Zeit dürfte aus dem "deutschen Hulu" damit erstmal nichts werden.