Die ARD und die Suche nach einem jüngeren Publikum - das ist eine komplizierte Geschichte. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel stellte auf einer Pressekonferenz jüngst fest, dass es schwer ist, mit dem Hauptprogramm jüngere Zuschauer zu erreichen - von den immer wieder vorgebrachten Erfolgen wie "Tatort", "Sportschau" oder auch "Tagesschau" mal abgesehen. "Mit Insellösungen ist es nicht getan", so Piel. Was eigentlich eine Binsenweisheit sein sollte, löste trotzdem Entrüstung aus. Weil auch Gedankenspielen für einen Jugendkanal eine Absage erteilt wurde, lautete die Schlagzeile wenig später "Die ARD schreibt die Jüngeren ab".

Volker Herres, Programmdirektor des Ersten, stellte in einem Interview mit der "FAZ" nun noch einmal klar: "Wir haben unsere Bemühungen keineswegs eingestellt. Klar ist, dass unser Auftrag lautet, Programm für alle zu machen, und diesen Auftrag nehmen wir sehr ernst. Klar ist aber auch, dass es ein schwieriger Spagat ist, zum einen die älteren Zuschauer zu halten und zugleich die jüngeren Zuschauer zu gewinnen." Da es keine einfachen Lösungen gebe, habe man sich für eine Vielzahl von Ansätzen entschieden.

Ein eigener Jugendkanal gehört aber nicht dazu. "Das neue Beitragsmodell wird wohl nicht mehr Geld in die Kassen spülen, schon jetzt sparen alle Sender und werden dies auch noch weiter tun müssen. Geld, das in einen solchen Kanal ginge, würde an anderer Stelle fehlen." Stattdessen setzt man aufs Internet und will dort auch die bei Jüngeren schon erfolgreichen Radio-Marken wie 1Live nutzen. Der SWR hat zudem mit EinsPlus und DasDing schon eine multimediale Teststrecke für junge Formate des SWR in Hörfunk, Fernsehen und online.

Dennoch: Neue, innovative Formate aus den eigenen Reihen sind ebenso wie personeller Nachwuchs Mangelware. Herres fordert daher, dass "die Dritten sich wieder stärker auf ihre traditionelle Rolle als Entwicklungsstuben für neue Formate und Protagonisten besinnen sollten". Und dann klingt es fast wie ein Hilferuf: "Verjüngung muss in bestehenden und neuen Formaten über die handwerkliche Machart und die Protagonisten stattfinden, und die Initiative muss von den Redaktionen der Landesrundfunkanstalten ausgehen."