Man hätte sich einen angenehmeren Einstieg vorstellen können für Peter Limbourg, der nicht nur Sat.1-Nachrichtenanchor ist, sondern gleich für gesamten Bereich Nachrichten und politische Information bei ProSiebenSat.1 TV Deutschland verantwortlich ist. Journalist Bernd Gäbler, der beim DLM-Symposium in Berlin am Donnerstag die Diskussion zum Thema "Public Value - Was kann der private Rundfunk leisten" leitete, konfrontierte Limbourg gleich zu Beginn mit einem längeren Auszug aus dem DWDL.de-Artikel "Wie wichtig sind Nachrichten? Japan, ProSiebenSat.1 und die Frage der Relevanz", in dem es um die minimale Berichterstattung von Sat.1 über die Katastrophe in Japan am vergangenen Wochenende ging.
Viel abzustreiten gab es angesichts der zunächst ausgebliebenen Sondersendungen nicht und so gab sich Limbourg dann auch teilweise selbstkritisch: Man sei "ein bisschen spät" in die umfangreiche Japan-Berichterstattung gestartet und hätte zweifellos früher loslegen sollen, räumte er ein. Inzwischen aber sieht er Sat.1 mit regelmäßigen Sondersendungen um 17:30 Uhr und am späten Abend sowie Spezial-Ausgaben von Formaten wie "Akte" und "Planetopia" gut aufgestellt. "Jetzt werden wir unserem Auftrag voll gerecht", so Limbourg in Berlin.
Dass man deutlich später in die Japan-Berichterstattung eingestiegen ist als andere Sender, ist aus Limbourgs Sicht kein grundsätzliches Problem, etwa weil ProSiebenSat.1 den Nachrichtensender N24 und damit fast die gesamte Nachrichtenkompetenz verkauft hat. Die tägliche Arbeit habe sich dadurch nämlich allenfalls "in Nuancen geändert", beteuert Limbourg. Im Prinzip habe sich an der Konstellation nicht viel geändert, die Zusammenarbeit laufe sehr gut. Auch wenn N24 Media nun ein eigenständiges Unternehmen sei, liege sein Zimmer schließlich immer noch gleich neben dem des N24-Chefredakteurs - und die räumliche Trennung vom Rest der Sendergruppe habe ja durch den Standort Berlin auch schon vor dem Verkauf bestanden. Limbourgs Fazit: "Wer auf dem Eigentümerschild steht, ist unerheblich."
Auch insgesamt sieht Limbourg Sat.1 im Informationsbereich, der nach diversen Hauruck-Sparaktionen in der Vergangenheit ein Image-Problem hat, bestens aufgestellt. Eine der viel bemühten "Info-Offensiven" sei nicht nötig. "Viele, die Offensiven machen, sind schnell wieder da, wo sie hergekommen sind", so Limbourg - und genug Beispiele dafür lassen sich ja tatsächlich in der Geschichte des eigenen Senders finden. Stattdessen wolle man einfach ein gutes Programm machen - und da sei man mit den Magazinen wie "Akte", "Planetopia" und "Kerner", dem kommende Woche startenden Polittalk "Eins gegen Eins", den Regionalprogrammen aber auch den "Sat.1 Nachrichten" gut aufgestellt. Dass man mit letzteren natürlich nicht sofort mit der "Tagesschau" mithalten könne, sei klar. "Das ist ein langer Weg", so Limbourg - aber das Ziel, bei den 14- bis 49-Jährigen gleichzuziehen oder die "Tagesschau" eines Tages sogar zu überholen, will er nicht aufgeben. "Wir kämpfen wacker vor uns hin."