Der Medienbranche geht es offensichtlich wieder blendend. Nachdem die Bertelsmann-Tochter RTL Group jüngst schon hervorragende Geschäftszahlen verkündet hatte, zog nun auch die Konzernmutter nach. Bertelsmann hat seine bei der Vorlage der Halbjahreszahlen bereits angehobene Prognose, die einen Gewinn von über 500 Millonen Euro vorhersagte, noch einmal deutlich übertroffen.
Das Konzernergebnis, das im vergangenen Jahr durch Sondereinflüsse und das allgemein schwach laufende Werbegeschäft noch auf mickrige 35 Millionen Euro gedrückt worden war, hat sich im Jahr 2010 fast verneunzehnfacht und lag letztendlich bei stolzen 656 Millionen Euro. Der Konzernumsatz zog um 4,5 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro an, der operative Gewinn legte um knapp ein Drittel auf 1,85 Milliarden Euro zu.
Angesichts dieser Zahlen kann man in Gütersloh seine Euphorie kaum verbergen. Bertelsmann-Boss Ostrowski sprach von einem der "erfolgreichsten Geschäftsjahre" in der Geschichte. Die Zeit, in der Sparen und Geld zusammenhalten oberstes Gebot war, werden für beendet erklärt. Ostrowski: "Die Verschuldung haben wir dank der erfreulichen Geschäftsentwicklung so weit reduziert, dass jetzt signifikante Mittel für Investitionen frei werden. Wir werden diese Mittel zur Stärkung der Kerngeschäfte, zur Weiterentwicklung des Portfolios und zur Expansion in neue Wachstumsfelder einsetzen. (...) Wir werden weiter in Wachstumsregionen wie China und Indien vordringen, und wir werden ganz neue Geschäfte aufbauen."
Dass von Zurückhaltung keine Spur ist, liegt auch daran, dass der Aufschwung eine breite Basis hat. Keine Frage: Cash-Cow bleibt weiterhin die RTL Group, die mit 1,1 Milliarden Euro weiter den Löwenanteil zum gesamten operativen Gewinn des Konzerns beisteuert. Doch auch der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr steht plötzlich wieder blendend da. Der operative Gewinn lag bei 287 Millionen Euro. Damit lag das Ergebnis sogar bereits wieder deutlich über dem Vor-Krisen-Niveau. Auch der Buch-Verlag Random House konnte seinen operativen Gewinn von 137 auf 173 Millionen Euro deutlich steigern. Arvato blieb mit einem operativen Ergebnis von 350 Millionen Euro immerhin stabil, allein die Direct Group musste Federn lassen und bleibt mit 24 Millionen Euro und einer sehr geringen Umsatzrendite von 2,2 Prozent weiterhin ein Sorgenkind.
Freuen dürfen sich über die starke Geschäftsentwicklung auch die Mitarbeiter. Ostrowski: "Die guten Zahlen sind eine Teamleistung, und in bester partnerschaftlicher Unternehmenstradition werden wir usnere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Erfolg beteiligen. Bertelsmann und seine Unternehmen werden für das abgelaufene Geschäftsjahr weltweit in Summe 118 Millionen Euro und damit mehr als je zuvor als Gewinn- und Erfolgsbeteiligung ausschütten."
Aus Sicht des Konzerns besteht wenig Grund zur Sorge, dass sich an der guten Situation etwas ändert. Finanzvorstand Rabe: "Sofern die konjunkturellen Erwartungen für die geographischen Kernmärkte Westeuropa und USA eintreten, erwartet Bertelsmann für 2011 ein moderates Umsatzwachstum im Gleichklang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das operative Ergebnis wollen wir auf dem erreichten hohen Niveau stabil halten, das Konzernergebnis wird vor dem Hintergrund geringerer Sondereffekte steigen."