In all die Euphorie um die Frauenfußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land wollte das Aus der deutschen Nationalmannschaft nach der bitteren 0:1-Niederlage gegen Japan am vergangenen Samstag nicht so recht ins Bild passen - wohl kaum einer hätte im Vorfeld mit einer derartigen Enttäuschung gerechnet. Bitter ist das besonders für ARD und ZDF, denn so unverhofft die Quoten-Rekordjagd vor zwei Wochen begann, so schnell ist sie auch wieder beendet.

Bereits im Auftaktspiel der deutschen Mannschaft wurde der bisherige Bestwert eines Frauenspiels um rund fünf Millionen Zuschauer überboten - über 15 Millionen Fans fieberten mit. Das bittere WM-Aus wollten am Wochenende sogar bis zu 18,53 Millionen Zuschauer sehen - eine Reichweite, die wohl nicht so schnell wieder erreicht werden wird. Grund zur Unzufriedenheit besteht bei den Öffentlich-Rechtlichen allerdings natürlich nicht. "Für die ARD verlief die bisherige Frauenfußball-Weltmeisterschaft über die Maßen erfolgreich", sagt Axel Balkausky gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

Balkausky ist Sportkoordinator der ARD und musste vor dem Start der WM die großflächige WM-Programmierung verteidigen. "Die im Vorfeld nicht ganz unkritisch bewertete Entscheidung, bei ARD und ZDF erstmals alle Spiele einer Frauen-WM live zu zeigen, hat sich bereits jetzt als vollkommen berechtigt herausgestellt." Besonders bemerkenswert sei, dass nicht nur die Spiele des deutschen Teams erfolgreich waren, sondern auch die weiteren Partien hervorragend vom Publikum angenommen wurden.

So sahen alleine das Vierteilfinale zwischen USA und Brasilien am Sonntag mehr als sechs Millionen Zuschauer - Verlängerung und Elfmeterschießen trieben die Reichweite zwischenzeitlich auf fast zwölf Millionen Zuschauer. Vergleichbar mit einem Champions-League-Finale der Männer sei das, freut sich Balkausky. "Diese Zahlen zeigen, dass die WM eine wahre Euphorie rund um den Frauen-Fußball ausgelöst hat."

Ganz ähnlich äußert sich auch ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz, wenn man nach seinem Fazit fragt. "Unsere Erwartungen sind übererfüllt worden - wenn uns vor der WM jemand gesagt hätte, dass wir in solche Bereiche kommen, hätten wir das kaum für möglich gehalten." Einen kleinen Schönheitsfleck gibt es für ihn allerdings trotzdem: "Vielleicht fehlt aus ZDF-Sicht das i-Tüpfelchen", so Gruschwitz im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Gemeint ist die Tatsache, dass ein Halbfinale mit deutcher Beteiligung im Zweiten ausgestrahlt worden wäre - darauf müssen die Mainzer nun verzichten, zudem hat das ZDF das quotenträchtige Finalspiel am kommenden Sonntag den Kollegen der ARD überlassen.

Bleibt die Frage, ob das Interesse am Frauenfußball auch nach dem Ende der Weltmeisterschaft Bestand haben wird. "Ich hoffe, dass ein Schub kommen wird", sagt Gruschwitz und fügt hinzu: "Wir werden alles für eine Fortsetzung tun." ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hält sich mit Prognosen allerdings zunächst noch zurück. Man müsse beachten, dass sowohl die Ausrichtung im eigenen Land als auch die Austragung während der Sommerpause der Männer den Erfolg ganz klar befördert haben.

"Nun muss man abwarten, ob man diesen Boom zumindest teilweise mit in die Zukunft nehmen kann", so Balkausky. "Diesbezüglich haben jedoch andere große Turniere in Deutschland, beispielsweise die Handball- oder Eishockey-WM, gezeigt, dass dies kein Automatismus ist. Insofern werden wir die WM nach ihrem Abschluss intensiv auswerten und dann überlegen, wie wir in Zukunft mit Großveranstaltungen im Frauen-Fußball umgehen." Eine Weltmeisterschaft in Deutschland sei sicher anders zu bewerten als beispielsweise die kommende WM in Kanada - auch hinsichtlich der gehörigen Zeitverschiebung. Und so bleibt nach dieser Weltmeisterschaft weiterhin ein gehöriges Fragezeichen bestehen.