Die "Bild"-Zeitung hat mit ihrer erwarteten Artikel-Reihe über die öffentlich-rechtlichen Sender, mit denen man angesichts der App-Debatte über Kreuz liegt, noch gar nicht begonnen, da hat die ARD den ersten Image-Schaden längst erlitten. In der vergangenen Woche berichtete die "Berliner Zeitung", dass man eine "virtuelle Medienredaktion" gebildet habe, an "Bild"-kritischen Artikeln, ja gar an einer "Anti-Bild-Kampagne" arbeite. Aufgeschreckt wurde die ARD von einer regelrechten Flut an Anfragen der "Bild"-Zeitung. Seit Mai seien rund 50 bis 60 sehr detaillierte Fragenkataloge bei der ARD eingegangen.
Als die ARD abwiegelte, legte die "Berliner Zeitung" am Mittwoch mit Auszügen aus ARD-internen Schreiben nach und zählt eine ganze Reihe von geplanten Themen auf, die in Vorbereitung seien, um sie gegebenenfalls zu senden, falls die "Bild"-Zeitung mit einer Anti-Gebührenfernsehen-Kampagne beginne. Als mögliche Themen nennt das Blatt kalkulierte Rechtsbrüche von "Bild", die Frage, welche Prominenten Angst vor "Bild" haben oder wie das Blatt einen Werbepartner wie Lidl schone.
Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" nahm die ARD nun noch einmal Stellung. Sprecher Stefan Wirtz erklärte, dass es keinen Beschluss der Intendanten für eine Anti-"Bild"-Kampagne gebe. Die "SZ" will erfahren haben, dass sich insbesondere BR-Intendant Wilhelm und SWR-Intendant Boudgoust gegen eine solche Kampagne ausgesprochen haben. Doch abwehrbereit will die ARD in jedem Fall sein: Die Existenz eines Themenprotokolls, aus dem die "Berliner Zeitung" am Mittwoch zuvor berichtet hatte, bestätigte die ARD nämlich.
Es fällt in den Verantwortungsbereich von WDR-Hörfunkdirektor Schmitz. Er habe die Medienredaktionen der Radiosender gebeten, Sendungsideen zu entwickeln, um auf mögliche verzerrende Artikel von "Bild" reagieren zu können. So seien gegebenenfalls Richtigstellungen im Programm geplant, denkbar sei auch eine Call-In-Sendung im Radio, in der Hörer sich mit der Kritik auseinandersetzen können oder eine Diskussion des Themas bei "Hart aber fair", wo dann auch Kritiker eingeladen werden sollten. Quasi als Nebenprodukt seien dabei auch Ideen für "Bild"-kritische Beiträge entstanden.