Wer sich am Sonntagabend oder in der Nacht auf Montag hierzulande umfassend über die Ereignisse in Libyen informieren wollte, wurde bitter enttäuscht - weder die Nachrichtensender noch ARD und ZDF setzten auf eine umfangreiche Berichterstattung. Nun haben die Öffentlich-Rechtlichen ihr Vorgehen verteidigt.

Yvette Gerner, Chefin vom Dienst beim ZDF, attestiert ihrem Sender, "einen guten Job gemacht" zu haben und stellt daraufhin fest: "Wir sind kein Nachrichtenkanal". Man habe darüberhinaus das 'heute-journal' verlängert und die "Nachtlückennachrichten" immer wieder mit den neuen Entwicklungen aus Libyen angereichert. "Wir hatten sogar deutsche Stimmen vor Ort", sagte Gerner gegenüber "sueddeutsche.de".

ARD-Chefredakteur Thomas Baumann unterstrich, dass Das Erste die Ereignisse in Libyen am Sonntagmittag im "Wochenspiegel" aufgegriffen und die Themen des "Weltspiegels" geändert habe. Zudem sei die Sendezeit der "Tagesthemen" - die allerdings erst um 23:15 Uhr auf Sendung waren - verlängert worden. Doch was heißt eigentlich Verlängerung? Der Blick auf die Sendeprotokolle zeigt: Das "heute-journal" im ZDF dauerte 16 Minuten und 50 Sekunden anstelle der angekündigten Viertelstunde, für die "Tagesthemen" wird eine Laufzeit von 21 Minuten und 3 Sekunden ausgewiesen - angekündigt war eine Länge von 20 Minuten.

Immerhin: Am Montag nahmen beide Sender erstmals Sondersendungen im Anschluss an ihre Hauptnachrichten ins Programm. Dass man nicht schon am Sonntag vor dem "Polizeiruf" damit auf Sendung gegangen sei, verteidigte Chefredakteur Baumann gegenüber "sueddeutsche.de". Man habe lange darüber diskutiert. "Wenn man auf viele drängende Fragen keine klaren  - auf gesicherten Erkenntnissen basierende - Antworten geben kann, und nur in eingeschränktem Umfang Bildmaterial zur Verfügung steht, dann muss man sich notgedrungen auf die Nachrichtenplätze konzentrieren", so Baumann.

Kurios: Baumann räumte zugleich ein, dass die ARD derzeit nicht mit einem eigenen Korrespondenten in Libyen vor Ort sei. Stattdessen schaltete man am Sonntag für die "Tagesthemen" nach Kairo und am Montagabend nach Tunesien. Das ZDF hatte indes mit Beginn des Ramadan Anfang August seinen Korrespondenten abgezogen. Die Begründung: Die Ereignisse hätten begonnen, sich zu wiederholen - und scheinen somit nicht mehr interessant genug gewesen zu sein für das deutsche Publikum. Inzwischen folgte die Rolle rückwärts: "Doch als wir am Samstag das Gefühl bekamen, dass sich etwas verändert, haben wir sofort ein vierköpfiges Team nach Libyen geschickt", so Yvette Gerner. In Kürze sei das ZDF mit bis zu zwölf Berichterstattern vor Ort. Da könnte man die spannendsten Momente jedoch bereits verpasst haben.

Mehr zum Thema