Schon vor vielen Jahren hat sich Helmut Thoma bei RTL zurückgezogen - doch auch heute verteilt das Urgestein noch gerne Ratschläge. Den teilweisen Wechsel von Günther Jauch zur ARD kann der 72-Jährige jedenfalls nachvollziehen. Er selbst habe ihm dazu geraten, sagte Thoma in einem Interview mit "Rolling Stone". "Wenn er glaubt, dass er das will und wenn er glaubt, dass er sich da verwirklichen kann, dann ist das die letzte Chance. Er sieht sich als politischen Journalisten." Doch auch RTL hätte Jauch eine solche Sendung anbieten können, meint Thoma.
"Warum haben die ihn am Sonntagabend nicht gegen Frau Will antreten lassen? Nach Ansicht von RTL rechnet sich das nicht." Darauf angesprochen, dass mit einer solchen Sendung keine 19 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zu holen seien, erwiderte Thoma: "Die holt RTL am Sonntagabend jetzt auch nicht. Dabei ist das eine tolle Zeit am späten Sonntagabend. Ich hätte das gemacht. Mit Jauch. Das hätte den gebunden an den Sender. Aber nein, er ist ein paar Cent zu teuer. Da ist ein Denken in den Schädeln, das überhaupt nicht mehr mit Inhalten zu tun hat, sondern nurmehr mit vermeintlichen Sendeplatzfinanzierungen."
An einen Erfolg von Thomas Gottschalks neuer Vorabend-Show im Ersten glaubt Helmut Thoma indes nicht. "Wissen Sie, wie alt Gottschalk ist? Der ist 61. Ich verbiete mir zu sagen: Das wird nix", sagte der frühere RTL-Chef. Die Entscheidung, die Sendung zu machen, sei jedoch tapfer von ihm. "Es ist einen Versuch wert, aber gegen eine gute Serie wird er sich schwer tun. Gottschalk braucht eine richtige Sendung. Er kann auch was Kleines, aber dann muss die Redaktion ungeheuer gut sein. Das muss provokant sein." Nach Thomas Meinung hat auch "Wetten, dass..?" keine allzu große Zukunft mehr. "Das Vernünftigste wäre, wenn man die Sendung streichen würde", so sein Rat an das ZDF.
Thoma: "Alles hat ein Ende. Die Sendung hat die Substanz verloren. Das findet man alles bei Castingshows oder bei allen möglichen anderen Sendungen." Sollte die Show dennoch fortgesetzt werden, würde sich Thoma für Stefan Raab als Nachfolger aussprechen. "Das wäre zumindest ein Gegenprogramm. Der könnte selber mitwetten und sich physisch einbringen mit seinen Spielen. Der könnte das verändern."
Viel zu lange läuft Thomas Meinung nach auch die RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". "Die sind jetzt bei über 4.000 Folgen. Das ist absurd. Das sollte man auslaufen lassen", rät Thoma in "Rolling Stone" und erklärt zugleich, wie RTL einst zu der Serie kam: "Die ursprüngliche Idee war, wie beim australischen Vorbild nach 600 Folgen Schluss zu machen. Das habe ich damals geholt, weil das in Deutschland niemand schreiben konnte. Da habe ich gesagt: Holt das, nehmt die Kängurus raus, und packt einen deutschen Schäferhund hinein."