Zweifelsohne hat das ZDF in den vergangenen Jahren große Schritte hin zu einem modernen Medienhaus gemacht. Ob Mediathek, neues Nachrichtenstudio oder der Umbau der drei Digitalkanäle: Das Tempo der Veränderungen war für eine öffentlich-rechtliche Anstalt ungewöhnlich und überraschend. Doch gerade die Digitalkanäle lassen sich aus zwei Perspektiven beurteilen: ZDFneo, ZDFkultur und ZDFinfo sollen neue Spielflächen für innovative Formate und Ideen sein. Man kann sagen: Das ist gut. Aber man kann auch fragen: Wird damit Innovation und die Ansprache eines jüngeren Publikums auf die digitalen Kleinstkanäle abgeschoben? Ganz so schlimm ist es natürlich nicht. Die "heute show" - 30 Minuten Programm pro Woche - wird in Mainz gern als Gegenbeispiel angeführt.

Doch manche Äußerung von ZDF-Vertretern klingt beinahe wie eine Kapitulation vor der Reformfähigkeit des Hauptprogramms. Jetzt ist ZDF-Chefredakteur Peter Frey wieder einmal durch sehr unglückliche Aussagen aufgefallen. Frey war es auch, der im Frühjahr als Verteidigung der Nicht-Übertragung einer Mubarak-Rede während der Revolution in Ägypten allen Ernstes behauptete "Eine Übertragung der elf Minuten langen Mubarak-Rede wäre im übrigen eine Zumutung gewesen." Eine Woche später hingegen strafte das TV-Publikum Frey Lügen als über 6 Millionen Zuschauer eine weitere Mubarak-Rede live im Ersten verfolgten. Doch diese Fehleinschätzung überstand der ZDF-Chefredakteur damals ohne jede Debatte.



Diesmal dreht sich seine Äußerung nur um das ZDF selbst und verblüfft eher durch Offenheit als dass sie verwirrt. Im Gespräch mit dem Medienjournalist Jörg Wagner ("Medienmagazin" bei radioeins, RBB) sagte Peter Frey über den Neustart von ZDFinfo am Montag: "Es ist Information für eine Generation, die wir im Hauptprogramm immer weniger erreichen, für die 30 bis 50-Jährigen, die Mitte der Gesellschaft." Auch wenn man versteht, wie er es wohl meint und damit eigentlich nur ZDFinfo erklären will, ist es schon ernüchternd, wie der Chefredakteur des ZDF sein Hauptprogramm analysiert. Oder man sagt: Es ist ehrlich. Nach dem Umbau des dritten und letzten Digitalkanals wird Frey daher im kommenden Jahr mit dem designierten Intendant Thomas Bellut vor der Herausforderung stehen, das Hauptprogramm wieder für die Mitte der Gesellschaft attraktiv zu machen. Vielleicht hilft da diese ehrliche Betrachtung.