Bei der Verleihung des Deutschen Comedypreises ist die große Frage in jedem Jahr eigentlich eher, wer in diesem Jahr keinen Preis bekommt. Nachdem die Comedy-Szene nicht übermäßig groß ist und sich auch Format-Innovationen derzeit in Grenzen halten, liest sich die Liste der Preisträger in vielen Punkten fast wie eine Kopie des Vorjahres - was auch immer ein willkommener Anlass für Scherze während der Preisverleihung ist.

Als sich Anke Engelke wunderte, dass sie bei der Auszeichnung für "Ladykracher" gleich zwei der Comedypreis-Statuen bei sich stehen hatte, vermutete Laudatorin Annette Frier: "Für nächstes Jahr ist auch schon einer dabei". Ganz abwegig ist das nicht: "Ladykracher" hat auch schon 2002, 2003, 2009 und 2010 den Preis in der Kategorie "Beste Sketch-Comedy" gewonnen.

Auch Oliver Welke hat inzwischen Routine und nahm den Preis für die "heute-show" als "Beste Comedyshow" das dritte Jahr in Folge mit dem Kommentar "Langsam hat es einen Hauch von Murmeltiertag" entgegen. Als beste Comedyserie wurde wie schon im vergangenen Jahr erneut "Danni Lowinski" ausgezeichnet, als bestes Comedy-Event sah die Jury diesmal die RTL-Show "Hapes zauberhafte Weihnachten" an.

Cindy aus Marzahn wurde nun schon das dritte Jahr in Folge als beste Komikerin ausgezeichnet, Martina Hill zum zweiten Mal nach 2009 als beste Schauspielerin. Als bester Schauspieler im Comedy-Bereich darf sich Bastian Pastewka fühlen, als bester Komiker wurde Bülent Ceylan geehrt, dessen Karriere vor zwei Jahren durch die Auszeichnung als bester Newcomer gefördert wurde. Das beste TV-Soloprogramm war aus Sicht der Jury "Atze Schröder live! Revolution".

Doch es gab natürlich auch Preisträger, die zum ersten Mal mit einem Comedypreis ausgezeichnet wurden. So setzte sich Erwin Pelzig mit seinem ZDF-Talk "Pelzig hält sich" als beste Late Night-Show gegen "TV Total" und "Inas Nacht" durch - die beiden Vorjahressieger. Auch die beste TV-Komödie kam diesmal aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich: Ausgezeichnet wurde hier der ARD-Film "Neue Vahr Süd". Den Preis als bester Newcomer erhielt Sascha Grammel.

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Doch auch wenn viele der Preise recht voraussehbar und wenig überraschend kamen: Vielleicht sollten sich die Macher des Deutschen Fernsehpreises den Deutschen Comedypreis noch einmal genau ansehen. Man könnte einiges lernen. Natürlich kann der Fernsehpreis nicht mit lauter Comedians bestückt werden - doch ein zumindest wenig der Leichtigkeit des Comedypreises täte auch der allzu drögen Fernsehpreis-Verleihung gut. Eine so witzige wie gekonnte Laudatio, wie Annette Frier sie gleich zum Auftakt zum Besten gab, stünde jedenfalls dem Fernsehpreis ebenso gut wie die Dankesrede, die Matthias Matschke gehalten hat - obwohl er gar nicht gewonnen hatte. Als Bastian Pastewka als Bester Komiker ausgezeichnet wurde, kam er kurzerhand auf die Bühne und hielt eine lange Dankesrede darüber, dass er den Preis nicht gewonnen habe - und wer aus seinem Team alles dazu beigetragen hat, dass er heute wieder ohne Preis nach Hause gehen muss. Der Comedypreis gehört damit trotz allem weiter zu einer der sehenswerteren Preisverleihungen des Jahres.

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