Es sind die Wochen der Wahrheit für die ARD, die in diesem Herbst so stark in ihr Programmschema eingegriffen hat wie lange nicht mehr - und bislang schmeckt diese Wahrheit recht bitter. Am Vorabend kann allenfalls "Hubert und Staller" Achtungserfolge beim jungen Publikum vorweisen, während die übrigen "Heiter bis tödlich"-Serien ebenso wie "Drei bei Kai" sehr schwach laufen. Und auch die Zwischenbilanz der Primetime-Reform mit der Neuordnung der Talk-Schiene als Herzstück fällt bislang ernüchternd aus.

So stehen dem guten Einstand von Günther Jauch am Sonntagabend deutliche Verluste für seine Talk-Kollegen, die auf neue Sendeplätze ausweichen mussten, gegenüber. Plasberg tut sich montags zu früherer Uhrzeit nicht leicht, Anne Will hat mittwochs mit einstelligen Marktanteilen zu kämpfen - doch besonders hart hat es Reinhold Beckmann getroffen, der vom Montag- auf den Donnerstagabend wechseln musste.

Die Quoten-Bilanz spricht Bände: Hatten im ersten Halbjahr im Schnitt noch jede Woche knapp über 1,5 Millionen Zuschauer "Beckmann" verfolgt, so kamen die 13 Sendungen am Donnerstagabend bislang auf im Schnitt gerade mal rund eine Million Zuschauer - ein heftiger Einbruch um ein Drittel. Der Marktanteil lag in der letzten Woche bei 6,6 Prozent, sieben Tage zuvor wurden gar nur 5,7 Prozent Marktanteil erzielt. Im Vergleich zu den ersten Wochen ging es zuletzt sogar noch eher bergab - das Argument, die Zuschauer müssen die Formate auf den neuen Sendeplätzen erst finden, zieht also nicht wirklich.

Ein Grund für das miese Abschneiden Beckmanns liegt dabei auf der Hand: Er muss direkt gegen den ZDF-Polittalk mit Maybrit Illner antreten, die nicht nur auf einen gelernten Sendeplatz vertrauen kann, sondern auch eine halbe Stunde früher starten darf. Die Folge: Sie hat in der Regel deutlich über zwei Millionen Zuschauer und somit mehr als doppelt so viele wie Beckmann im Ersten. Noch bitterer: Regelmäßig talkt sogar Markus Lanz zu deutlich späterer Uhrzeit vor mehr Zuschauern als Beckmann.

Ein Handlungsbedarf ist angesichts dessen nicht von der Hand zu weisen. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge prüft die ARD nun tatsächlich, "Beckmann" wieder auf den Montagabend zurück zu verlegen. Über eine entsprechende Idee der Fernsehdirektoren, die schon Anfang 2012 umgesetzt werden könne, solle demnach am Montag bei der Intendantensitzung in Bremen beratschlagt beraten werden.

Die Frage ist aber, ob sich die ARD diese Ballung am Sonntag und Montag antun will: "Beckmann" würde schließlich dann am gleichen Tag wie "Hart aber fair" antreten, der schon nur einen Tag nach Jauch ran muss - sollte es so kommen, wäre die ARD gut beraten, sich noch einmal Gedanken über eine trennschärfere Positionierung der unterschiedlichen Talks zu machen. In den letzten Wochen schien es eher so, als würde annähernd jedes Thema von jedem Talker in ähnlicher Weise beackert werden.