Nachdem Bundespräsident Christian Wulff trotz schwerer Vorwürfe in den letzten Tagen jedes Statement verweigert hatte, hat er sich am Mittwoch nun erstmals wieder öffentlich geäußert. Anders als bei seiner ersten Erklärung zur Kredit-Affäre, wählte er diesmal nicht ein Statement ohne Rückfragen, sondern stellt sich einem TV-Interview. Doch auch damit stößt er längst nicht überall auf Gegenliebe.

So bezeichnete es etwa der Journalisten-Verband DJV als Schritt in die richtige Richtung, dass Wulff sich nun überhaupt äußern wolle. Dass dies exklusiv bei ARD und ZDF geschehe, rief aber Kritik hervor. Der Bundesvorsitzende Michael Konken: "Der Präsident sollte sich den Fragen aller Journalistinnen und Journalisten der Hauptstadtmedien stellen." Nur so könne er glaubhaft den Dissens zwischen seinen öffentlichen Bekenntnissen zur Pressefreiheit und seinen Interventionen gegen unliebsame Berichterstattung aufklären.

Zudem übten auch mehrere Privatsender scharfe Kritik an der Entscheidung Wulffs. Die Sender RTL, n-tv, N24 sowie die ProSiebenSat.1-Gruppe wandte sich in einem gemeinsamen Brief an Wulff. Darin heißt es, dass auch sie zu politischer Berichterstattung verpflichtet seien, diesem Informationsauftrag aber "durch ihre heutige Entscheidung nicht gerecht werden" könnten. RTL-Chefredakteur Kloeppel äußerte sein Bedauern, "dass RTL keine Möglichkeit zu einem eigenen Interview oder zumindest einer Teilnahme an dem Interview eingeräumt wird.", n-tv-Chefredakteur Wasmuth sprach von einer "enormen Benachteiligung".

Einschränkend ist allerdings zu sagen, dass das Interview zwar von ARD und ZDF geführt wurde, ab 18 Uhr aber den Hauptstadtjournalisten bereits vorab gezeigt wurde. In Ausschnitten wird anderen Medien das Interview-Material zudem auch zur Verfügung gestellt.

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+++Live-Ticker zum Krisen-Interview in ARD und ZDF+++: Deutsche wünschen sich Gauck als Wulff-Nachfolger - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/live-ticker-zum-krisen-interview-horst-seehofer-verteidigt-bundespraesident-wulff_aid_699445.html