In der kommenden Woche wagt Thomas Gottschalk erstmals sein Vorabend-Experiment im Ersten. Dabei möchte er nicht nur die Rolle des Spaßmachers ausüben, für die er in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei "Wetten, dass..?" bekannt war. "Ich bin 61, und zwei Generationen sind mit meiner Fresse im Fernsehen groß geworden. Die interessiert vielleicht auch mal meine unmaßgebliche Meinung", sagte Gottschalk in einem Interview mit dem "Stern".

Zudem habe er den Anspruch, "das Publikum nicht zu verarschen und selber nicht zu verblöden", so Gottschalk. Einen gewissen Quoten-Druck wird der Moderator mit seiner neuen Sendung ganz sicher verspüren - allerdings liegt die Messlatte angesichts der derzeitigen Quotenschwäche des ARD-Vorabends auch nicht allzu hoch. "Was auf meinem Sendeplatz läuft, dümpelt derzeit bei sechs Prozent Marktanteil rum, mit acht Prozent wäre ich offiziell aus dem Schneider. Ich habe den Ehrgeiz, zweistellig zu werden."

Gespannt sein darf man unterdessen darauf, wie lange Gottschalk seine tägliche Sendung durchhalten wird. "Ich gebe mir drei Jahre, dann bin ich 64 und immer noch vor dem offiziellen Rentenalter", sagte der Moderator dem "Stern". Sein Ziel ist indes klar formuliert: "Ich bringe Stimmung in die Angelegenheit. Ich bin kein Journalist und kein Moralist." Er sei "von Beruf Gesichtsvermieter". Wenig verständnisvoll geht Gottschalk indes mit einigen Fernsehkollegen um. Bei Volksmusikmoderator Florian Silbereisen, den er in dem Interview zunächst "Silberschneider" nennt, denke er immer, "das ist Fernsehsatire, und finde sie großartig. Aber ich befürchte, er meint es ernst".

Ein Kollege, vor dem der neue ARD-Talker den Hut zieht, ist Hape Kerkeling. Er glaube dennoch nicht, dass "Wetten, dass..?" das Richtige für ihn gewesen wäre. "Sonst hätte er's ja gemacht. Er ist mehr Entertainer als Moderator. Als Horst Schlämmer ist er ein Taliban, da weißt du nie, wann er welche Bombe zündet. Großartig. Aber als Hape ist er überqualifiziert für den seichten Show-Alltag." Zur schwierigen Nachfolgersuche und dem zwischenzeitlich heiß gehandelten Kerkeling sagte Gottschalk: "Es war sicher nicht die beste Idee, als Wunschkandidaten zu bezeichnen, bevor man seine Unterschrift hatte. Jetzt sieht alles andere wie die zweitbeste Lösung aus."