Ungeachtet der jüngsten Diskussion zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Verlegern ist die umstrittene "Tagesschau"-App für den Grimme Online Award nominiert worden. Die App ermögliche kompakt und anschaulich einen stets aktuellen Einblick in das Nachrichtengeschehen und spreche auch andere Zielgruppen an als das klassische Fernseh- und Internet-Angebot. Dabei werde die Seriosität und Zuverlässigkeit der "Marke Tagesschau" allerdings beibehalten.

Erstmals konnten in diesem Jahr auch Apps eingereicht werden - die Auswahl für die Nominierungskommission sei dabei jedoch vielfach allein dadurch eingeschränkt, dass viele Apps nicht plattformübergreifend zur Verfügung stehen. Genau das sei allerdings eine Voraussetzung für die Nominierung. Neben der "Tagesschau"-App habe auch die App der "Frankfurter Rundschau" die Jury überzeugen können.

Über eine Nominierung darf sich unterdessen auch das ZDF freuen. Der Twitter-Account @reporterZDF, über den diverse Journalisten des Senders informieren. Dabei reicht das Themenspektrum vom Castor-Transport über die Proteste in Libyen bis hin zum Erdbeben in Japan. "Diese Einbindung von Twitter in das journalistische Angebot macht die Reporter greifbar und ihre Arbeit transparent", heißt es in der Jury-Begründung. Zu den Nominierten für den Grimme Online Award zählt auch Sascha Lobos Kolumne "Die Mensch-Maschine" auf "Spiegel Online". Mit seiner anschaulichen und verständlichen Aufbereitung von Themen aus der digitalen Welt erreiche Lobo eine breite Leserschaft, die weit über die Internet-Aktivisten hinausreiche.

"Seine Überlegungen präsentiert er stets durchdacht und begründet – und doch so zugespitzt, dass sie, nicht zuletzt in den sozialen Netzwerken, große Aufmerksamkeit finden", so die Grimme-Jury zur Nominierung Lobos. Auch das "Parteispenden-Watch" der "taz" hat die Juroren überzeugt. Darin können Parteispenden nach Parteien, Höhe der Spende, Spender oder geografischer Verortung differenziert erschlossen werden. Mit "berlinfolgen" wurde darüber hinaus ein weiteres Projekt nominiert, an dem die "taz" beteiligt ist. Es handelt sich dabei um eine Serie von Fotofilmen nach dem Vorbild des "New York Times"-Projektes "One in 8 Million". Die Serie rund um Menschen aus Berlin wird von den "taz"-Redakteurinnen Frauke Böger und Plutonia Plarre erstellt, Produktionspartner ist das Team von 2470media.

Ebenfalls nominiert ist der "Zugmonitor" der "Süddeutschen Zeitung", mit dem sich alle deutschen Fernverkehrszüge auf einer interaktiven Karte in Echtzeit im Netz verfolgen lassen. Auch Journalistin Meike Winnemuth kann sich über eine Nominierung für den Grimme Online Award freuen. Sie gewann einst bei "Wer wird Millionär?" 500.000 Euro und hat sich damit eine etwas andere Weltreise finanziert: Ein Jahr lang lebte sie je einen Monat lang an einem anderen Ort. Ihr Blog "Vor mir die Welt" gehe allerdings über einen Reisebericht hinaus, indem sie kleine Geschichten über Menschen, Orte und Begegnungen erzähle oder über Heimat, Heimweg und Fremdsein philosophiere, so die Grimme-Jury.

Insgesamt wurden übrigens 25 Online-Angebote für den Grimme Online Award nominiert. Die Gewinner werden bei der Preisverleihung am 20. Juni in Köln bekannt gegeben. Bis zum 13. Juni läuft eine Online-Abstimmung auf der Website von "TV Spielfilm".

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