Der jahrelange Streit um die Drittsendelizenzen hat dazu geführt, dass Sat.1 die Medienaufsicht wechselt: Anstelle der rheinland-pfälzischen Landesmedienanstalt LMK ist künftig die Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) für den Sender verantwortlich. So viel war bislang bekannt. Die Frage um die Drittsendezeiten unabhängiger Produzenten ist allerdings nach wie vor nicht beantwortet. Thomas Fuchs, Direktor der MA HSH, hat nun noch aber einmal deutlich gemacht, sich für eine außergerichtliche Einigung stark machen zu wollen.

Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Ich glaube, dass Rechtsklarheit und Rechtssicherheit für die nächsten Jahre am ehesten zu erreichen sind, wenn man sich außergerichtlich einigt. Gegen eine Neuausschreibung würde doch auch wieder geklagt werden." Der Kern des Konfliktes sei die Nichteinigung zwischen Sat.1 und Josef Buchheit über die angemessene Finanzierung der beiden Sendungen "Planetopia" und "Weck Up". Die LMK hatte in der Vergangenheit die bei Produzenten begehrten, aber von Sendern ungeliebten Lizenzen immer wieder an Alexander Kluges dctp und Buchheits News & Pictures vergeben und damit bei Sat.1 zunehmend für Verärgerung gesorgt.

"Ich werde noch diese Woche einen Gutachter beauftragen, um eine Gesprächsgrundlage zu haben, wie für solche Sendeplätze eine ausreichende Finanzierung aussehen kann", kündigte Fuchs in der "SZ" an. Zugleich betonte er, dass er Sat.1 keinerlei Versprechungen gemacht habe. "In der Tat hat Sat.1 gesagt, dass sie auch wegen der Streitigkeiten mit der LMK die neue Lizenz nicht mehr in Ludwigshafen beantragen werden. Ich habe allerdings nichts zugesagt, und es ist von Sat.1 auch nichts gefordert worden. Diese nun geäußerten Vorwürfe von Mauscheleien richten sich eigentlich gegen diejenigen, die sie äußern und die offensichtlich meinen, dass Medienpolitik so funktioniert. Und so scheint es teilweise ja auch in den Neunzigern und Nullerjahren gewesen zu sein."

Trotz aller Streitigkeiten unter den Medienanstalten ist Fuchs jedoch für die Zukunft optimistisch: "Ich glaube, das Bild der Zerstrittenheit ist eine Momentaufnahme - aus der Überraschung über den Wechselwunsch von Sat 1 heraus. Wir haben aber durch die am Ende doch sehr klare Entscheidung der ZAK für den Lizenzwechsel nun ein gutes Fundament für Einigkeit." Doch die Verärgerung von Seiten der LMK ist nachvollziehbar, schließlich leitet MA HSH-Direktor Thomas Fuchs derzeit sowohl die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten als auch die zentrale Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK), die kürzlich den Wechsel von Sat.1 in den Norden abnickte.

"Den Vorwurf der Parteilichkeit habe ich in dem Zusammenhang nie verstanden", sagte Fuchs der "Süddeutschen Zeitung" und betonte: "Die Lizenz bringt keine Vorteile für die MA HSH. Es ist heute egal, welche Medienanstalt die Lizenz für einen großen bundesweiten Sender führt." Er sieht sich viel mehr darin in seiner Meinung bestätigt, dass es zu strukturellen Veränderungen bei der Medienaufsicht kommen muss. "Ich kämpfe seit fast zwei Jahren vehement dafür, die bundesweiten Entscheidungsstrukturen der Medienaufsicht zu stärken und künftig auch die Drittsendezeiten zentral zu vergeben. Die Aufregung auf politischer Ebene über den Fall hat mich überrascht, aber in meinem Bestreben bestärkt."