Am Montagabend versteckt die ARD wieder einmal ein sehr sehenswertes Stück Fernsehen zu viel zu später Stunde. "Jung trifft alt" ist je nach Betrachtungswinkel eine Dokumentation, Reality-TV oder Doku-Experiment. Es ist jedenfalls die deutsche Adaption des britischen TV-Formats "When teenage meets old age", umgesetzt von Tower Productions, der deutschen Produktionstochter der BBC. In zwei jeweils 45-minütigen Folgen geht es um die Frage: Was passiert wenn die Lebenswelten von Jung und Alt aufeinandertreffen? Drei junge Erwachsene verbringen zusammen mit sechs Senioren erst eine Woche in einer gemeinsamen Finca auf Mallorca und dann, zurück in Deutschland, sind die Senioren zu Gast in den Familien der jungen Erwachsenen. Erfreulicherweise nimmt sich "Jung trifft Alt" die Zeit, das Kennenlernen der neun Protagonisten zu zeigen.
So ist "Jung trifft Alt" schönes Fernsehen, weil es die wohltuend unaufgeregte Kraft der Dokumentation mit neuen Erzählformen verknüpft. Die Öffnung des Dokumentarischen für diese stärker strukturierten Formate seitens der Öffentlich-Rechtlichen ist ein begrüßenswerter Trend. Es ist die seriöse Antwort auf die leider nicht immer gelungene Adaption internationaler Formatideen in diesem Genre durch Privatsender. Das manchmal fehlende Fingerspitzengefühl und der Wunsch nach Zuspitzung und Dramatisierung haben dem Genre im Privatfernsehen einen zweifelhaften Ruf verschafft, weil die Sender selbst viel dafür getan haben, Glaubwürdigkeit zu verspielen. Umso erleichterter kann man "Jung trifft Alt" verfolgen. Manch einer mag kritisieren, dass es einen Mangel an überraschenden Erkenntnissen gibt. Aber die lassen sich eben nicht steuern, wenn man ein Experiment ergebnisoffen angeht. Und so sollte es doch sein.