Am Montagabend versteckt die ARD wieder einmal ein sehr sehenswertes Stück Fernsehen zu viel zu später Stunde. "Jung trifft alt" ist je nach Betrachtungswinkel eine Dokumentation, Reality-TV oder Doku-Experiment. Es ist jedenfalls die deutsche Adaption des britischen TV-Formats "When teenage meets old age", umgesetzt von Tower Productions, der deutschen Produktionstochter der BBC. In zwei jeweils 45-minütigen Folgen geht es um die Frage: Was passiert wenn die Lebenswelten von Jung und Alt aufeinandertreffen? Drei junge Erwachsene verbringen zusammen mit sechs Senioren erst eine Woche in einer gemeinsamen Finca auf Mallorca und dann, zurück in Deutschland, sind die Senioren zu Gast in den Familien der jungen Erwachsenen. Erfreulicherweise nimmt sich "Jung trifft Alt" die Zeit, das Kennenlernen der neun Protagonisten zu zeigen.

Denn bevor es zur gemeinsamen Reise auf die spanische Mittelmeer-Insel geht, ziehen Enya (22), Pascal (20) und Friedrich (20) im Wohn- und Pflegestift in Schwäbisch Hall ein, um dort nicht nur das Leben der sechs Senioren kennenzulernen sondern auch zu lernen, worauf sie bei der anstehenden Reise achten müssen. Sie übernehmen immerhin die Pflege und Organisation auf Mallorca. Hintergedanke des Formats, das im vergangenen Jahr in der britischen Version bei BBC Two lief, ist die Frage ob die Lebenswirklichkeiten von Jung und Alt heute wirklich weiter voneinander entfernt sind als je zuvor. "Immer seltener treffen die beiden Generationen aufeinander, interagieren und profitieren voneinander", schreibt die ARD zu dem Experiment. Und genau das will man ändern. Ohne dabei etwas bewusst zu provozieren.

So ist "Jung trifft Alt" schönes Fernsehen, weil es die wohltuend unaufgeregte Kraft der Dokumentation mit neuen Erzählformen verknüpft. Die Öffnung des Dokumentarischen für diese stärker strukturierten Formate seitens der Öffentlich-Rechtlichen ist ein begrüßenswerter Trend. Es ist die seriöse Antwort auf die leider nicht immer gelungene Adaption internationaler Formatideen in diesem Genre durch Privatsender. Das manchmal fehlende Fingerspitzengefühl und der Wunsch nach Zuspitzung und Dramatisierung haben dem Genre im Privatfernsehen einen zweifelhaften Ruf verschafft, weil die Sender selbst viel dafür getan haben, Glaubwürdigkeit zu verspielen. Umso erleichterter kann man "Jung trifft Alt" verfolgen. Manch einer mag kritisieren, dass es einen Mangel an überraschenden Erkenntnissen gibt. Aber die lassen sich eben nicht steuern, wenn man ein Experiment ergebnisoffen angeht. Und so sollte es doch sein.