Bellut droht der ARD mit Kerner gegen Christiansen
Adventliche Besinnlichkeit – davon ist bei ARD und ZDF derzeit überhaupt nichts zu sehen. An mehreren Fronten treffen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender aufeinander und sparen dabei nicht mit gegenseitiger Kritik und harschen Worten. Dies alles vor dem Hintergrund der schlechten Finanzlage nach der geringer als erhofft ausgefallenen Gebührenerhöhung.
"Strukturpolitische Unvernunft" - der Streit um 3sat
So zum Beispiel beim Streit um die künftige Programmverantwortung bei 3sat, die nach Wunsch fast aller Ministerpräsidenten voll auf das ZDF übergehen sollte. Das Erste lehnte diesen Vorschlag strikt ab, war nicht einmal zu Gesprächen bereit und bezeichnete die "wiederholten Angriffe des ZDF“ (SWR-Intendant Voß) als „strukturpolitische Unvernunft“ (NDR-Intendant Plog).
"Kampfprogrammierung" - die Umgestaltung des Abends im Ersten
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Nicht gerade zur Verbesserung der Lage trugen dann die bekannt gewordenen Planungen der ARD zur Umstrukturierung des Abendprogramms rund um die Vorverlegung der Tagesthemen um 15 Minuten bei. ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut fand deutliche Worte und bezeichnete dieses Vorhaben als "Kampfprogrammierung".
So sollen die bereits um 22:45 Uhr startenden Formate im Ersten den ZDF-Sendungen, die im Allgemeinen später beginnen, Zuschauer abjagen. Zudem bemängelte Bellut, dass die politischen Magazine der ARD künftig direkt gegen das "heute journal" laufen würden. ARD und ZDF sollten nicht gegeneinander arbeiten, so Bellut.
Gottschalk gegen Schmidt, "Bericht aus Berlin" gegen "Berlin direkt"
Nicht ganz glücklich dürfte man dann auch bei der ARD gewesen sein, als das ZDF nur Tage bevor Harald Schmidts neue Late Night Show im Ersten startet, bekanntgab mit Thomas Gottschalk ebenfalls eine Late Night zu planen, die im Juni ausgestrahlt werden soll und sich zeitlich wohl mit "Harald Schmidt" überschneiden wird.
Die ARD kündigte wiederum an, den "Bericht aus Berlin" künftig statt am Freitagabend sonntags direkt vor "Berlin direkt" im ZDF ausstrahlen zu wollen. Hinter all dem vermutet Bellut gar einen Angriff auf die Existenz des ZDF: "Wir haben bei der ARD einen Stimmungsumschwung festgestellt, der in die Richtung geht: Wenn es irgendwann nur noch einen geben soll, dann muss es die ARD sein".
Bellut trotzig: Dann auch Kerner gegen Christiansen
Diesen Planungen setzte Thomas Bellut nun in einem "Focus"-Interview leicht trotzig eine neue Drohung entgegen. So sei "die Zeit reif dafür", Johannes B. Kerners Talkshow am Sonntag parallel zu Sabine Christiansens Talkrunde im Ersten laufen zu lassen. Die Sendung könne kurzfristig vom Freitag auf den Sonntag verlegt werden, "wenn die ARD uns weiter unter Druck setzt".
Dass das ZDF damit sehr wohl punkten könnte, sah man vor Kurzem, als Johannes B. Kerners Jahresrückblick zeitgleich mit Sabine Christiansen ausgestrahlt wurde und das ZDF dabei deutlich die Nase vorn hatte. Es bleibt also spannend, wie die Antwort der ARD auf diesen Vorstoß wohl aussehen wird.