Der Rundfunkrat des SWR hat in seiner Sitzung am Freitag mit großer Mehrheit der geplanten Fusion des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden / Freiburg zugestimmt. Damit wurde der SWR nun beauftragt, konkrete Schritte zur Fusion der beiden Orchester in Angriff zu nehmen. Die Umsetzung soll allerdings wie geplant erst zum Jahr 2016 erfolgen.
"Wir haben uns den Prozess im SWR nicht leicht gemacht und bis zuletzt Gespräche über mögliche Alternativmodelle geführt. Es lag aber leider bis zum für heute vereinbarten Termin keines auf dem Tisch, das die Sparnotwendigkeiten des SWR hätte ersetzen können und unserem Programmauftrag gerecht wird. Die Zuschriften, die uns vorliegen, unterstreichen die Anerkennung für die kulturelle Leistung unserer Orchester, was mich sehr freut. Allerdings sind diese Schreiben weit entfernt von Zusagen. Die jetzige Entscheidung ist schmerzhaft, aber unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen unausweichlich", so SWR-Intendant Peter Boudgoust in einer Stellungnahme. Er zeigte sich erfreut, dass es nun eine klare Entscheidung des Rundfunkrats gebe. Damit gehe "eine lange und quälende Hängepartie für unsere Musikerinnen und Musiker" zu Ende.
Der Rundfunkratsvorsitzende Harald Augter erklärt: "Die SWR-Gremien
haben mehrfach und sehr intensiv in Ausschuss- und Rundfunkratssitzungen über das Thema Orchesterzukunft beraten. Die Gremien haben in diesen Prozess auch selbst Prüfaufträge eingebracht, die sich bei detaillierter Betrachtung aber nicht als gangbare Alternativmodelle erwiesen haben. Der Beschluss des Rundfunkrats ist notwendig, um dem SWR und vor allem den Musikerinnen und Musikern der Orchester Planungssicherheit zu geben. Sie können die nächsten Schritte jetzt rechtzeitig angehen, damit aus dieser Fusion in Baden-Württemberg ein Orchester entstehen kann, das nachhaltig und langfristig auf höchster Qualität zukunftsfähig ist."
SWR-Hörfunkdirektor Gerold Hug kündigte an, dass bis 2016 beide Orchester wie bislang weiterarbeiten. Schon bald solle aber über einen Hauptprobenstandort ab 2016 entschieden werden, "damit die Musikerinnen und Musiker wissen, wo es in vier Jahren für sie weitergeht". Danach gehe es darum, das neue Orchester und sein Profil zu formen. "Ich wünsche mir, dass beide Orchester ihre Erfahrung, ihr spezifisches Profil und ihren Sachverstand mit
einbringen. Sicher ist dabei, dass die wesentlichen Traditionen beider Orchester fortgeführt werden sollen und die Abonnement-Konzertreihen in Freiburg und in Stuttgart sowie die Mitwirkung bei den Festivals in Donaueschingen und Schwetzingen gesetzt ist", so Hug.
An der geplanten Fusion gibt es aus der Kulturszene scharfe Kritik. Der Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats, erklärte schon im Juli, dass die geplante Fusion ein "kutlurpolitischer Offenbarungseid" sei, mit dem sich Peter Boudgoust "zum Totengräber von zwei international renommierten Orchstern" mache. Die Reduzierung der Kulturellen Vielfalt und die Zerstörung gewachsener Klangprofile stelle gar einen Verstoß gegen die UNESCO-Konvention zur Kulturellen Vielfalt dar, kritisierte Höppner.